Resonanz und Schwingung im Team
Agile Tools wie Design Thinking, Visionboards oder neue Missonstatements via Newsletter, egal was – in Zeiten des Umbruchs versuchen viele Führungskräfte das Ruder herumzudrehen. Doch viele dieser gut gemeinten Bemühungen scheitern, sind sie doch rein kognitiv orientiert. Und sie lassen Energie, Rhythmus, Schwingung oder Resonanz völlig außer Acht, was zum Beispiel bei künstlerischen und kreativen Kollektiven völlig unmöglich ist. In diesem Beitrag wollen wir Brücken dazu bauen.
Energielevels in Teams
In Teams gibt es unterschiedliche Energielevels, die sich kontinuierlich verändern. Von Niedrigenergie hin bis zur Magie im Team in Form völliger Ekstase und wieder retour. Es ist ein ständiges Wandeln, verstandesorientierte Interventionen verändern aber keine Energiezustände. Meiner Erfahrung nach sind unsere Emotionen der wichtigste Kanal für Energien, die im Zusammensein als Schwingungen und Resonanzen erfahrbar sind.
Das Ende von “Echokammern”
In Organisationen erleben wir oft „Echokammern“, es wird zwar kommuniziert, aber oft unverbunden und kontaktlos. Die Botschaften kommen zum Sender zurück, dienen oft nur der Selbstdarstellung. Jeder fühlende und wahrnehmende Mensch kennt aber die Erfahrung des „Verbunden seins“ mit anderen Menschen. Diese Verbindung erlebe ich ganz persönlich als „Mitschwingen“ oder „Berührt werden“, was nicht unbedingt Zustimmung und nur positive Emotionen bedeuten.
Herstellung von Schwingung und Resonanz
Der „Verbindungskanal“ der Emotionen beginnt oft dort, wo Denken oder Sprechen aufhören. Dies gelingt, wenn ich selber mit meinen Emotionen in „Kontakt“ bin, sprich diese fühle. Da wir das aber oft nicht wollen, vor allem „negative“ Emotionen verdrängen, sind viele Menschen nicht verbunden mit sich. Aber alles beginnt mit diesem „Verbunden sein“ mit sich selbst. So ist der Kontakt mit anderen Menschen leicht. Die „Tools“ in Teams sind dann vielleicht Geschichten, offene Worte, empathische Gespräche oder leidenschaftliche Visionsbilder der Zukunft. Ich habe den Eindruck, dass Musik ebenso ein eigener Kanal ist und in einer bestimmten „Frequenz“ Menschen berührt, was Worte nie könnten.
Aber darüber erfahren wir hier mehr.
Das Denken ist beim Malen das Malen
Der seit Jahren erfolgreichste Maler (seine Bilder erzielen bei Auktionen astronomische Summen) der Welt, Gerhard Richter, meinte einmal ganz richtig:
„Das Denken ist beim Malen das Malen.“ Diesem selbsterklärenden Satz ist, außer einiger Fragen, eigentlich nichts hinzuzufügen. Die Fragen wären etwa, wie merke ich, dass mein Tun mein Denken übernimmt? Wie ist das mit mir und der Resonanz? Und überhaupt, ist das nicht alles bloß esoterisches Geschwurbel von wegen offenen Kanälen und Schwingungen u.s.w. „Richtige Antworten“ darauf gibt es nicht, deshalb hier von mir der Versuch einer Erklärung.
Der Kanal bin ich
Jeder, der ernsthaft künstlerisch tätig ist, und damit meine ich auch jede laienhafte, aber leidenschaftliche Auseinandersetzung damit, kennt den Zustand des völligen Aufgehens in der Sache. Übernimmt bei Gerhard Richter das Malen das Denken, so macht das für den Musiker die Musik, für den Poeten die Sprache, für den Tischler das Holz, für den Schuhmacher das Leder und für Personen aus der Wirtschaft das jeweilige Projekt, respektive die Aufgabe selbst. Wenn wir uns selbst ein großes Stück weit „vergessen“, uns gänzlich einer Aufgabe übergeben und uns selbst dabei wiederfinden, dann sind wir selbst der offene Kanal, durch den alles fließt.
Musik - die universelle Sprache
Die Musik ist, wie Werner Sattlegger es schon angedeutet hat, ein eigener Kanal, sogar der wohl unmittelbarste und direkteste Kanal zum Zentrum des Universums. Eine Sprache, für die man nicht gebildet sein muss, die man niemals gelernt haben muss und die trotzdem fast ein jeder versteht. Der mir wohlbekannte Musikforscher und Radiomacher Fritz Ostermayer hat über viele Jahre hunderte Trauermärsche aus der ganzen Welt gesammelt. Obwohl diese verschiedenen Musiken stark kulturell geprägt sind, sich musikalisch sehr voneinander unterscheiden, verbindet sie dennoch alle das gleiche Gefühl, nämlich Schmerz und Trauer. Diese Gefühlszustände sind universell und Musik der Kanal dafür.
Resonanzen und Schwingungen in einem musikalischen Kollektiv
Durch fast drei Jahrzehnte Erfahrung als professioneller Musiker, getraue ich mir, wenn ich mit anderen Musikern zusammenspiele, nach sehr kurzer Zeit schon zu sagen, mit wem es sich gut anfühlt und zu wem ich sofort eine emotionelle Verbindung habe. Diese emotionelle Verbindung ist für gutes Musizieren so viel wichtiger als etwaige Top Skills am Instrument. Und die Personen, die sich beim gemeinsamen Tun, aus welchen Gründen auch immer, schwer tun, kann ich entweder sofort aus meinem Team schmeißen oder besser, sie versuchen ins gemeinsame Boot zu holen. Das versuche ich mit der allergrößten Spielfreude und in dem ich ganz ungeniert und ohne doppelten Boden in die Musik, also in dem Fall die gemeinsame Teamleistung, kippe. Dies hat sehr häufig eine hochansteckende Wirkung auf andere!
Resume
In Schwingung und Resonanz mit anderen zu sein, das kann man sowohl auf der Bühne, vor der Leinwand, als auch in einem Großraumbüro. Die „Instrumente“ dafür trägt jede Führungskraft in sich: fühlende Wahrnehmung oder offene Sinne. Wenn wir mit Aufmerksamkeit eben dorthin gehen, dann geschieht Resonanz von alleine, ohne große Anstrengung. Und dann machen wir vielleicht noch eine zusätzliche Erfahrung:
Geben wir uns ganz einer Sache hin, mit größtmöglicher Leidenschaft, dann werden wir selbst zu einem Kanal. Dann ist alles möglich. Bei jeder Arbeit und jeder Tätigkeit. Dann wird der Beruf zur Berufung!