Art of Life Podcast - Selbstachtung, vom Opfer zum Gestalter
Der aktuelle Harvard Business Manager titelt seine neueste Ausgabe mit drei Buchstaben - ICH ! Narzissmus inklusive Verletzungen andere Menschen in Organisationen nimmt laut einer brandaktuellen Umfrage (Harvard Business Manager) dramatisch zu. Gerade jüngere Männer in Führungspositionen, auch „Jungbullenphänomen“ genannt, neigen zu Anerkennungssucht, Machtstreben und Abwertungen gegen andere Menschen. Im aktuellen Podcast sprechen wir über Formen und Ursachen dieser Verletzungen und was das mit Selbstachtung zu tun hat.
Wie Narzissmus verletzt und New Work verhindert
Immer der Beste sein wollen, Selbstverliebtheit und Anerkennungssucht sind die bekanntesten Eigenschaften von Narzissmus. Die Auswirkungen sind fatal, da toxisches Verhalten emotionalen Schaden bei anderen Menschen verursacht, durch Verletzungen und Abwertungen. Nicht unbeachtlich ist auch der monetäre Schaden, der jährlich mit 42 Milliarden Euro pro Jahr alleine im deutschsprachigen Raum beziffert wird. Vor allem blockiert dieses Verhalten jegliche Transformation in Richtung New Work, das nur mit Eigenverantwortung, Feedbackkultur, Offenheit und Respekt gedeihen kann.
Was Selbstachtung ist
Selbstachtung ist ein Teil des Selbstwertes und der liebevolle und achtsame Umgang mit der eigenen Person, es ist Ausdruck dessen, wie wir uns selbst wahrnehmen und wertschätzen. Selbstachtung können wir immer nur uns selber geben, ist unabhängig von Leistungen oder externer Anerkennung. Selbstachtung manifestiert sich in Respekt und Würde, die wir uns selbst geben können. Damit ist diese Form vor allem ein Akt der Eigenverantwortung, den wir aktiv gestalten können, was als sehr befreiend empfunden wird.
Ursachen und Stufen mangelnder Selbstachtung
Mangelnde Selbstachtung kann viele Ursachen und Gründe haben, wie zum Beispiel das Elternhaus, frühkindliche Erfahrungen, soziale und kulturelle Umfeld, genetische, geschlechtliche oder ethnische Einflüsse. Wissenschaftliche Studien haben versucht zu untersuchen, ob es eine dominante und kausalen Grund für einen hohen oder geringen Selbstwert gibt, das Ergebnis ist mehr als überraschend: es besteht kein direkten, dominanten Zusammenhang eines der Ursachen. Es gibt zwar Tendenzen, wie frühkindliche Erfahrungen, aber auch immer wieder statistische Ausreisser. Denn Selbstachtung ist veränderbar, dynamisch und entwickelbar.
Im Grunde gibt es 3 Entwicklungsstufen, die aber weder starr noch mechanisch anzusehen sind. Im Gegenteil sind sie im vielmehr dynamisch, veränderbar, mit folgenden Orientierungspunkten:
Geringe Selbstachtung
Selbstschädigung oder Selbstbestrafung, abwertend über sich reden, dauernd über seine Bedürfnisse gehen, sich körperlich Gewalt antun oder gesundheitsschädigendes Verhalten ( Essen, mangelnder Sport, …) bis hin zu psychischen Krankheiten.
Mittlere Selbstachtung
Das typisch neurotische, angepasste Verhalten, über eigene Bedürfnisse gehen, im Hintergrund bleiben, weil man sich für unwichtig hält. Wir machen uns vor anderen in Worten und Körperhaltung klein, sagen etwas anderes als wir meinen, um nicht anzuecken.
Hohe Selbstachtung:
Unabhängig von außen, im Einklang mit seinen Bedürfnissen und der Fähigkeit, mit sich selbst respektvoll und liebevoll umzugehen.
Auswirkungen geringer Selbstachtung
Mangelt es an Selbstachtung, zeigt sich das zuerst in den eigenen Gedanken. Menschen entwickeln ein zunehmend negatives Bild von sich, halten sich für wertlos, unfähig oder mangelhaft, weder liebenswert noch besonders. Das manifestiert sich vor allem im Umgang mit sich selbst, das kann mit der Kleidung und Ernährung beginnen, geht über Bewegung und sich „etwas gönnen“, bis hin sich wirklich zu würdigen.
Selbstachtung bedeutet aber viel mehr und zwar „Ganz zu werden“.
Menschen müssen im Laufe ihres Lebens lernen, „Ganz zu werden“. Das bedeutet, abgespaltete, ungelebte und unterdrückte Persönlichkeitsanteile „hervorzuholen“, zu leben und zu integrieren. Das ist eine zentrale Form der Selbstachtung, hier am Beispiel von Anima und Animus.
Diese Begriffe stammen aus der analytischen Psychologie C.G. Jung’s und sind Archetypen, die im kollektiven Unbewussten angelegt sind. Anima beschreibt den weiblichen Anteil im Mann und Animus der männliche Anteil in der Frau. Archetypen sind urtümliche Typen, die seit alters vorhandene allgemeine Bilder sind und stets und überall auftauchen, wie zum Beispiel die Gestalten des Helden, des Ungeheuers, des Zauberers, der Hexe, des Vaters, der Mutter, des weisen Alten, des Kindes uvm. Diese stellen universale und zeitlose Gestalten dar. Animus und Anima gehören einerseits zur Persönlichkeit und andererseits wurzeln sie im kollektiven Unbewussten als eine Art Bindeglied zwischen dem Persönlichen und dem Kollektiven, sowie bilden sie eine Art Brücke oder Bindeglied zwischen dem Bewussten und dem Unbewussten
Anima und Animus zeigen sich in Stimmungen und Launen, Begeisterung und Verliebtheit, in Träumen und Mythen. Die (inneren oder äußeren) Bilder von Anima und Animus beim individuellen Menschen können plakativ als „Personifikationen einer weiblichen Natur im Unbewussten des Mannes und einer männlichen Natur im Unbewussten der Frau“ bezeichnet werden. Jung betonte, dass Animus und Anima wie alle Archetypen „von sich aus günstige und ungünstige, helle und dunkle, gute und böse Wirkungen entfalten“.
Beispiel Anima in unserer Gesellschaft
New Work verlangt nach Innovation oder Kreativität, die aber nur auf Grund einer gelebten Scheiter-Kultur möglich sind. Ein Fehler ist die effektivste Form des Lernens, ist aber mit einer männlichen, selbstverliebten und narzisstischen Führungskultur kaum in Einklang zu bringen. Und die Fähigkeiten wie Kreativität verlangen Intuition, die aber eine zutiefst weibliche - sprich Eigenschaften der Anima – ist. Diese zu entwickeln, ist gerade für Männer eine große Herausforderung, aber eine existentiell für Selbstachtung, dem achtsamen Umgang mit sich selber, seinen Impulsen und Gefühlen.
Selbstachtung brauchen wir nicht nur für die Herausforderungen unserer Zeit, für das “Grenzen” setzen, für den eigenen Weg oder als Schutz uns nicht immer alles gefallen zu lassen. Aber wir brauchen es vor allem für alle Formen der neuen Arbeit und für die Entfaltung unserer Potentiale.
Wenn wir beginnen uns mit der Selbstachtung zu beschäftigen, dann können wir noch eine andere, sehr beglückende und tiefgehende Erfahrung machen: Verbundenheit und Ganzwerdung.
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