Die Kunst des Staunens
Tun, Denken, Analysieren, Interpretieren, das alles kennen wir im Leben und in der Arbeit nur zu gut. Täglich sind wir von Zahlen und Daten getrieben und umgeben, verlieren dabei das Staunen, die Unmittelbarkeit oder das Fühlen. Aber Leben und Arbeit sind keine reinen Datenmaschinen, New Work gelingt nur mit Einbeziehung aller Aspekte des Lebens. Welche Aspekte es dabei gibt, darum geht es in unserer Podcast Serie.
In der Psychologie wird diese Sphäre des Seins, der Kreativität oder des Fühlens auch als inneres Kind beschrieben, dessen Integration die Basis für eine gesunde Beziehungsfähigkeit und reife Persönlichkeit ist.
Bei der Betrachtung des inneren Kindes gibt es die Erfahrung des Sonnenkindes (nach Stefanie Stahl) mit positiven Eigenschaften wie Neugier, lustvoll, sensibel, spontan, dynamisch, phantasievoll, spielerisch, intuitiv, kreativ, staunend oder magisch.
Die negativen Erfahrungen sind als Schattenkind bekannt und äußern sich in Unsicherheit, Angst vor Unsicherheit, Schuld und Schamgefühl, Angst den Ansprüchen nicht gerecht zu werden, Perfektionismus und vielem mehr. Das Schattenkind ist das ungeliebte innere Kind – das sind Erfahrungen, die wir als Kleinkind erlebt habe. Wenn wir uns von unserem inneren Kind abtrennen, dann trennen wir uns auch von unseren Gefühlen, von unserem Sein, von unseren Empfindungen, von unserer Kreativität und Intuition ab.
Um mit den schmerzhaften Anteilen nicht in Kontakt zu kommen, haben wir gelernt Schutzstrategien aufzubauen, entweder in Form einer Kontrolle, um keine Ablehnung zu bekommen. Dann versuchen wir immer das Richtige zu tun und wir wollen perfekt sein. Die gegenteilige Schutzstrategie ist die überbordende Fürsorge, die Unterwürfigkeit, das Helfersyndrom, das gefällig sein oder recht macht wollen.
All diese Strategien dienen der Abwehr und Kontrolle, um “unangenehme” Gefühle nicht fühlen zu müssen. Dabei ist wichtig festzuhalten, dass das innere Kind in vielen psychologischen Richtungen ein bekanntes Modell für die Erklärung intrapsychischer Phänomene ist, weder statisch noch mechanisch zu verstehen ist. Es beschreibt aber sehr gut, wie wir Menschen uns von unserer Unmittelbarkeit abtrennen, damit den Zugang zu Kreativität und Begeisterungsfähigkeit verlieren.
Praktische Möglichkeiten für Organisationen
New Work gelingt nicht über Zahlen alleine, sondern braucht das Staunen, das Kreative und vor allem die unbändige Lust am ständigen Lernen.
Das Gegenteil ist das Bewahren, „Fixed Mindset“, Starre und das Unlebendige.
Organisationen und Führungskräfte sind keine Therapeut*innen oder Psycholog*innen, aber es gibt intrapersonelle und psychodynamische Phänomene, die bekannt sein sollten, wollen wir New Work ermöglichen.
-Arbeit mit inneren Bildern:
Eine Möglichkeit ist das Arbeiten mit inneren Bildern, die vor allem bei der Erarbeitung einer Vision in einem Team ein sehr effektiver Zugang ist. Wenn man mit inneren Bildern arbeitet, spürt man sofort die transformativer Kraft dieser Arbeit, es schaltet den Kopf aus und es können Dinge in den Vordergrund kommen, die sonst unsichtbar waren.
Gerade bei der Visionsarbeit kann man dann von Bildern ausgehen, konkrete Begriffe und Handlungen ableiten. Gerade Verstandesmenschen profitieren aus unserer Erfahrung sehr, denn das Reden trennt uns oft vom Wesentlichen.
-Straight Talk:
Die Krücken des Bla Bla weglegen, nicht Worthülsen bedienen sondern Klartext reden. Das kann in einem Raum der emotionalen Sicherheit geschehen, wo Vertrauen die Basis ist und wir etwas sagen dürfen, ohne Angst vor Zurückweisung. Riskante Dinge zu sagen, sich verletzlich zeigen, Dinge ansprechen, die wir normalerweise zurückhalten, das macht Straight Talk aus. Nicht konformistisch nach dem Mund reden, das können wir jederzeit und wäre ein wichtiger Schritt in Richtung reifer Beziehungen.
-Bühnenarbeit:
Die Bühne ist ein Ort hoher Energiedichte ist, wo wie in einem Brennglas unbewusste Dinge sichtbar werden können. Gemeinsam mit Naked Lunch Leadsänger und Regisseur Oliver Welter haben wir dazu in verschiedenen Beiträgen und Talks nicht nur unsere Erfahrungen gesammelt, sondern bieten dies auch exklusiv für Teams an. Vor allem ist es geeignet für Teamsituationen mit starren Mustern ohne Entwicklungsenergie. Wie kann nun so ein konkretes Setting unter professioneller Anleitung aussehen?
Am Anfang steht das Aufwärmen, wir beginnen mit Bewegungsritualen oder Atemübungen, um wieder „in unseren Körper zu kommen“. Wir beginnen die Starre in uns und mit anderen zu spüren und wahrzunehmen, die ersten Themen werden dadurch schon erfahrbar. Wenn die Gruppe „warm“ ist beginnt das Setting, wozu es nicht viel braucht. Einfach die Stühle in eine Richtung stellen und mit einem Marker am Boden die Linie einzeichnen, wo die Bühne beginnt. Dann wird ein Thema ausgesucht, mit dem man arbeiten will, wie z.B. einer aktuell belastende Situation, wie ein toxisches Verhalten im Arbeitsumfeld oder ein konkreter Konflikt mit der Chefin oder dem Chef. Dann wird diese Situation auf die Bühne gebracht, sie beginnt mit einem aufgeladenen Satz, ansonsten gibt es keine weiteren textlichen Vorgaben oder fixe Rollenspiele und sollen, wenn erst in die Gänge gekommen, fließen und sich organisch entwickeln. Die Zuschauer sind die anderen Teammitglieder, sie sind nicht im passiven Modus, sondern lassen sich aktiv von der Szene bewegen und berühren. Der Spielleiter kann das Energieniveau der Szene erhöhen, indem neue Verhaltensweisen ausprobiert werden, die für den einzelnen Teilnehmer der Szene riskant sein können. Dabei kann es durchaus aus zu einer emotionalen „Entladung“ kommen, endlich kann einmal die aufgestaute Wut oder der lang verdrängte Ärger ausgedrückt werden, was sehr befreiend sein kann,
Danach wird darüber geredet, Erfahrungen ausgetauscht und Erkenntnisse gesammelt.
„Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit“
Dieses Zitat wird sowohl Erich Kästner
als auch Milton Erickson zugesprochen.
Lebendigkeit, Spontaneität oder die Fähigkeit, ganz in der Gegenwart zu sein oder auch negative Erfahrungen, wie die kindliche Verwundbarkeit und kindliche Ängste vor Verletzungen und Zurückweisung, erlebbar werden zu lassen.
Staunen, Neugier wecken und spontane Unmittelbarkeit, das sind Fähigkeiten, denen in Zukunft Raum gegeben werden muss.
Podcast zum Anhören
Wir freuen uns, wenn Sie den Art of Life Podcast “Die Kunst den eigenen Weg zu gehen” abonnieren und wenn Sie uns schreiben: podcast@the-art-of-life.at