Warum Energie in Teams so wichtig ist
Managementteams mühen sich oft an Flipcharts ab, kleben bunte Zettel an Pinnwände oder versuchen sich in „agilen“ Arbeitsmethoden. Überall werden neue Geschäftsmodelle gefordert, Menschen sollen einen „innovativen Mindset“ entwickeln, denn „New Work“ verändert gerade unsere Arbeitswelt grundlegend und radikal.
Egal wo man hinschaut, viele versuchen sich in diesem Wandel, aber die meisten machen die gleiche Erfahrung - sie scheitern ! Denn bei all diesen Bemühungen wird meist auf das Wichtigste vergessen, und zwar die Energie zwischen den einzelnen Menschen und die Energie im ganzen Team.
Das hat nichts mit Esoterik oder Metaphysik zu tun, sondern ist eine ganz reale Erfahrung die jeder macht, der wahrnehmend mit Teams und Menschen arbeitet. Egal wo, ob in einer Fußballmanschaft, in einem Projektteam oder in einem künstlerischem Kollektiv, überall werden ähnliche Erfahrungen gemacht.
It is all about energy
Pep Guardiola, einer der besten und erfolgreichsten Fußballtrainer der Gegenwart,
sagte einmal auf die Frage, was das Geheimnis eines guten Fußballteams wäre: „On the pitch it’s all about energy!“ Er würde sogar Spieler, auch wenn sie eigentlich gut spielen würden, gegen andere auswechseln, wenn er den Fluss der Gesamtenergie des Teams in eine andere Richtung treiben wolle, oder das Team dadurch ein anderes Energie-Level erreichen würde. Eines, dass der Mannschaft im Spiel auf dem Platz dienlich sein könnte. Denn die „richtige“ oder besser die passende Energie innerhalb des Teams wird zum Erfolg führen, so Guardiola.
Energie auf einer Bühne
Laut dem physikalischen Gesetz der Energieerhaltung kann Energie weder erzeugt noch vernichtet werden. Sie kann lediglich von einer Form in eine andere umgewandelt werden. Insofern kann ich, vor allem was mein Metier betrifft, Pep Guardiola zu hundert Prozent beistimmen: Ein Konzert ist nur dann ein gutes, wenn die Energie auf der Bühne „stimmt“, sich diese auf das Publikum überträgt und die Energie in einem Wechselspiel zwischen Bühnengeschehen und Publikum gleich hoch bleibt oder sich sogar noch steigert. Am Besten von der ersten Sekunde eines Konzertes an.
Energie in Gruppen und Teams
In Projektteams stehen leider viel zu oft Tools wie Power Point, Scrumboards, Visionboards oder die Nutzung von Software im Mittelpunkt. Es wird um Konzepte und Pläne gerungen, es wird gezeichnet, konstruiert oder diskutiert, fast nie geht es um Resonanz und Energie im Team.
Genau diese aber wird in Besprechungen oder Workshops durch besagte Tools reduziert, verwischt und damit abgezogen. Gruppen und Teams werden dann zu etwas besonderem, wenn Dialog, Zuhören, Reflexion, Erkenntnis und damit persönliches Wachstum möglich wird. Die Basis dafür ist immer Energie und Resonanz, die man auch körperlich wahrnehmen kann.
Die folgenden Fragen kann sich jeder regelmäßig stellen, wenn er gut mit seinem Körper verbunden ist
- Wie geht es mir gerade in dieser Besprechung?
- Wird hier Energie abgezogen und wenn, von wem?
- Was und wer „ladet“ gerade das Team auf?
- Gibt es Themen die uns besonders „aufregen“, im Sinne von begeistern?
Beispiel:
Im vielen Teams gibt es oft einen ganz bestimmten Typen: den sogenannte Vielredner und Selbstdarsteller, der sich oft auf Kosten der anderen wichtig macht. Die anderen Teammitglieder verdrehen die Augen, wenn derjenige zu sprechen beginnt oder beginnen am Smartphone zu tippen. Zeit vergeht, Aufmerksamkeit geht verloren, niemand traut sich dies anzusprechen, weil „es eh nichts bringt“. Das Resultat ist, dass das Team energetisch entladen, bzw. richtiggehend „abgesaugt“ wird.
Wie kann die Energie verändert werden?
“Organisationen als Energieräume verstehen”
Organisation sind nicht eine Ansammlung von Daten, Konzepten oder Analysen, sondern die Summe aller zwischenmenschlicher Beziehungen. Menschen und Beziehungen generieren Energie, ob sie wollen oder nicht. Diese kann jeder wahrnehmen, der seine Sinne öffnet, wahrnimmt und fühlen kann.
Es ist ein physikalisches Gesetz, dass die niedrigere Energie zu der höheren Energie fließt, was vor allem für Führungskräfte relevant ist. Wenn diese auf Dauer auf einem niedrigem Energielevel agieren, dann können sie das Energieniveau anderer nicht erhöhren.
“Resonanz und Schwingung”
In Beziehungen mit anderen beeinflussen wir uns ständig gegenseitig, ob wir wollen oder nicht. Hartmut Rosa nennt es Resonanz, als wichtiges menschliches Grundbedürfnis. Dies gelingt, wenn ich selber mit meinen Emotionen in „Kontakt“ bin, sprich diese fühle. Da wir das aber oft nicht wollen, vor allem „negative“ Emotionen verdrängen, sind viele Menschen nicht verbunden mit sich. Aber alles beginnt mit diesem „Verbunden sein“ mit sich selbst.
“Vermeidung korrosiver Energie”
Saboteure versuchen die Stimmung und ziehen andere, engagierte MitarbeiterInnen hinunter. Das richtet enormen Schaden an, daher müssen Führungskräfte so rasch wie möglich einschreiten. Saboteure arbeiten gegen das Unternehmen und vergiften dauerhaft das Klima. Man hat als Führungskraft nicht viel Zeit, etwas dagegen zu tun. Dabei helfen Schönreden genauso wenig wir Ankündigungen, wenn nichts mehr anderes geht müssen Konsequenzen in Form der Kündigung gezogen werden.
„Präsenz“: der Führungskraft:
Ich bin als Führungskraft mit der Gruppe völlig „im Hier und Jetzt,“ fühlend und wahrnehmen, schwingend in Resonanz mit den anderen. Ich bewerte und analysiere nicht dauernd, sondern achte auf meine Wahrnehmung. Dabei fördere ich „Psychologische Sicherheit“ - Nicht unbedingt „Zettel picken“ oder „endlos Debatten“ in Besprechungen, sondern Einladungen für kleine „Risiken“. Vor allem zu sagen, was ich bisher nicht gewagt habe zu sagen, weil Vertrauen da ist. Und ich schaffe „Angstfreie Räume“ , denn dieses Vertrauen kann nur entstehen, wenn Mitarbeiterinnen keine Angst haben vor Zurückweisungen oder Beschämung. Das gelingt, wenn die Bewertungsinstanz von „Richtig und Falsch“ eliminiert ist.
Energie in Teams ist für jeden wahrnehmbar! Sofern man sich dafür öffnet und diese „Wahrnehmbarkeit“ damit mehr ins Zentrum der persönlichen Aufmerksamkeit rückt.
Buchtipp: “Die Kunst reifer Führung”, Werner Sattlegger
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