Von der Leistung zum Erfolg 

Von der Leistung zum Erfolg

Gerade junge Menschen fragen sich angesichts der ungewissen Prognosen, was in Zukunft überhaupt Erfolg in meiner Arbeit ausmachen wird und welcher Zusammenhang zu meiner eigenen Leistung besteht.

Kann ich überhaupt noch einen Unterschied ausmachen und auf was soll ich mich konzentrieren?

Grund genug sich mit dieser Frage jenseits von selbsternannten Gurus oder rezeptartigen Ratgebern datenbasiert zu vertiefen. Wenn man das tut, kommt man nicht an den Forschungen und Studien des Physikers Albert Barabási vorbei, der mit seinem Forschungsteam spannenden Fragen nachgegangen ist. 

Welchen Zusammenhang besteht zwischen Leistung und Erfolg?

  • Können wir Gesetzmäßigkeiten und  Muster aus unterschiedlichen Branchen wie Wirtschaft, Sport oder Kunst mathematisch berechnen?

  • Und zwar nicht subjektiv, sondern datenbasiert und über einen langen Zeitraum?

  • Welchen Anteil am Erfolg haben Fleiß, Alter, Glück oder und persönliche Kontakte?

Mit seinem Team wühlte sich Barabási durch zigtausende Datensätze, wie Publikationen von 10.000 Wissenschaftlern, wertete  Karrieren von einer halben Million Künstlern aus oder untersuchten hunderte Unternehmen. 

Die Ergebnisse sind mehr als überraschend, aber bevor wir diese hier vorstellen, geht es um ein gemeinsames Verständnis was Leistung und Erfolg überhaupt bedeuten.

Unterschied zwischen Leistung und Erfolg

Leistung ist die Summe persönlichen Fertigkeiten oder Kenntnisse. Diese beruhen auf Fleiß, Talent und Erfahrung, die aber begrenzt sind. Das bedeutet, dass der Beste oft nur ein wenig besser ist, als der Zweitbeste ( z.B. Der beste Läufer ist max. 2 % besser als die restlichen Läufer).

Im Gegenteil dazu ist Erfolg eine Tätigkeit in Form einer Wahrnehmung, Wertschätzung oder Anerkennung der Gesellschaft, der Kunden, dem Publikum, etc. Wie nehmen die anderen (Gesellschaft, Kunden,…) die Leistung auf, wieweit honoriert sie diese mit Käufen, Klicks, Sponsoring, Googlesuchanfragen oder was auch immer.  

Erfolg im Gegensatz zur Leistung ist unbegrenzt, der Beste kann mehr als 100 mal mehr verdienen als der Zweitbeste, auch wenn er nach seiner Leistung nur 2% besser ist – „The winner takes it all!

Beispiel: In seinen besten Jahren war Tiger Woods besser als alle anderen, aber nicht so viel besser im Golfsport, wie sein finanzieller Erfolg es vermuten ließ. Seine Leistung war begrenzt, aber sein finanzieller Erfolg war es nicht. 

Wie hängen Leistung und Erfolg zusammen?

Dort wo man die Leistung genau messen kann, gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen Erfolg und Leistung. Wenn man Leistung nicht messen kann, dann zählen persönliche Netzwerke, Reputation oder Kontakte. 

In manchen Bereichen kann man relativ einfach, akkurat und in einer Metrik die Leistung messen. Dies ist vor allem im Sport der Fall - das Forscherteam hat z.B. die Leistungen des  Tennisspieler Novak Dokovic untersucht und eine direkte Korrelation zwischen seinen Leistungen (Turniersiege, Grand Slams, etc.) und  seinen Erfolgen (Zeitungsmeldungen, Sponsorverträgen, Wikipediaeinträgen, etc.) nachgewiesen. 

Auf der anderen Skala der Möglichkeit Leistungen zu messen stehen die Künstler, wo ein Messung faktisch unmöglich ist:

Was bestimmt dann hier den Erfolg?

Wie weit es ein Künstler in seinem Leben bringt, lasse sich schon anhand der ersten fünf Ausstellungsorte voraussagen, haben die Forscher herausgefunden.  Künstler, die am Anfang in unbekannten Galerien ausstellen, haben nur eine Chance von 10 Prozent, später erfolgreich zu werden.  Was hier zählt sind die persönlichen Netzwerke, in diesem Fall bestehend aus Kuratoren, Kunsthistorikern, Galeristen, Händlern, Agenten, Auktionshäusern oder Sammlern. 

Das gleiche Phänomen zählt auch in anderen Disziplinen, wie in der Wirtschaft oder Forschung. Zum Beispiel bei der Verleihung des Nobelpreises, wo eher die Forschenden berücksichtigt würden, die in Forscherkreisen bereits bekannt seien.

Harte Arbeit schlägt Talent, solange Talent hart arbeitet

Eine wohl besonders überraschende Erkenntnis seiner statistischen Analysen: Ob man an einer Elite Uni abgeschlossen hat oder an einer weniger bekannten Universität, spielt für den weiteren Karriereverlauf grundsätzlich keine Rolle. Talent und Fleiß der Studenten zählten mehr als das Prestige der jeweiligen Hochschule, meint Barabási. Anscheinend machen nicht die Unis erfolgreiche Studenten, sondern kluge Studenten machen den Erfolg der Unis aus. 

Mit Beharrlichkeit kann der Erfolg jederzeit eintreten

Albert Einstein war der Meinung, dass für einen Physiker große Entdeckungen schon früh in seiner Karriere gemacht werden müssen. Das Forschungsteam Team bestätigte aber etwas anderes:  jede Arbeit, die ein Wissenschaftler veröffentlicht, hat die gleiche Chance um für Furore zu sorgen.  «Brillante Ideen kennen kein Verfallsdatum», sagt Barabási. Wie eine Auswertung der Karrieren und Veröffentlichungen von mehr als 2800 Physikern aus mehreren Jahrzehnten ergab, gelang bei etlichen Gelehrten der Durchbruch erst nach Vollendung des 50. Lebensjahrs, bei einigen sogar erst mit über 70. 

Was bedeutet dies für junge Menschen?

Mit diesen Studien scheint wissenschaftlich belegt, dass es keinen automatisierten Zusammenhang zwischen Leistung und Erfolg gibt. Auch die Geschichte ist voll von Beispielen, wo Leistung und Erfolg völlig auseinander driften: weder Van Gogh noch Franz Kafka noch Sören Kirkegaard haben zu Lebzeiten nie die monetäre oder soziale Anerkennung bekommen, die sie verdient hätten. Daran hat sich auch heute wenig geändert, denn nach wie vor gibt es unzählige Beispiele von ganz großartigen Leistungen, die nie die Würdigung erhalten haben, die sie verdient hätten. 

Leistungsfeindliches Klima

Wenn man dazu noch in einem bürokratischen Land wie Österreich lebt, wo überbordende Verordnungen und Regelungen die Freiheit die Menschen eher in sichere Jobs treiben, wo Leistungen oft nicht wirklich belohnt werden, wo es in fast  allen Verwaltungseinrichtungen keine leistungsorientierte Bezahlung gibt, wird ein leistungsfeindliches Klima geschaffen.  

Vor allem schafft es eine Gesellschaft, wo nicht diejenigen belohnt werden, die mit Mut und Risiko vorangehen, die Neues wagen oder unbetretene Pfade beschreiten. Gerade in der Pandemie wurden diese Menschen bestraft, belohnt wurden Menschen in sicheren aber leistungsfeindlichen Jobs. 

Soweit die schlechte Nachricht. 

Pendel zwischen Erfolg und Mißerfolg

Was uns aber allerdings nicht aufhalten sollte, daran zu denken, was wir in unserem eigenen Handlungsspielraum tun können. Denn wir können diese Systeme und Erkenntnisse bedauern, kritisieren oder dagegen ankämpfen. Das alles verbraucht aber Energie, bleibt trotzdem wirkungslos. 

Was wir aber tun können ist, das zu tun was wir lieben und gern tun, das was uns bewegt und vielleicht einen Wert in der Welt schafft, ein konkretes Problem löst oder sonst einen Beitrag leistet. 

Wenn wir das mit voller Hingabe, Fleiß und Begeisterung tun, dann wird der Pendel zwischen Erfolg und Misserfolg nicht mehr so wichtig. 

Fangen wir an, nicht auf den Erfolg zu schielen, den wir oft nicht beeinflussen können, sondern damit an alles zu geben, denn mehr geht nicht. 

Wenn jeder bei sich selber anfängt, dann wird die Welt in Zukunft auch wenig anders aussehen.  

Literatur:

Albert-Laszlo Barabasi: “The Formula - The Universal Laws of Success (2018)”

Werner Sattlegger: “Die Kunst reifer Führung”

 
 

 
Autor: Werner Sattlegger Founder & CEO Art of Life

Autor: Werner Sattlegger
Founder & CEO Art of Life

Experte für digitale Entwicklungsprozesse- wo er europäische mittelständische Familien- und Industrie-unternehmen von der Komfort- in die Lernzone bringt. Leidenschaftlich gerne verbindet er Menschen und Unternehmen, liebt die Unsicherheit und das Unbekannte, vor allem bewegt ihn die Lust am Gestalten und an Entwicklung.