Megatrend Künstliche Intelligenz
Seit Jahren warnen viele davor, dass Künstliche Intelligenz Berufe ersetzen wird. Ich war da immer sehr vorsichtig, da ich neben den Gefahren immer auch die Möglichkeiten gesehen habe. Ich verwende Künstliche Intelligenz, sei es bei der Übersetzung von Texten oder in der automatisierten Verarbeitung von Dokumenten, ich liebe es, weil es mir Zeit und Nerven spart. Trotzdem sehen viele Menschen darin eine Bedrohung, was aber gerade kippt. Denn der Arbeitskräftemangel stellt eine Bedrohung für unseren Wohlstand dar.
Leider lesen wenige Menschen Statistiken, der demographische Wandel ist seit Jahrzehnten bekannt und wird die nächsten Jahre dramatisch zunehmen, KI kann uns dabei helfen.
Nun hat aber in den letzten Novembertagen in der Bay Area etwas stattgefunden, was das Prädikat “Quantensprung” verdient. Eine technologische Entwicklung, die in Zukunft Managementaufgaben ersetzen kann. Um was es sich dabei handelt und wie Sie dies nutzen können, darum geht es in diesem Beitrag.
ChatGPT - eine ganze Branche in Aufruhr
Das kalifornische Start Up Open AI mit CEO Sam Altman hat ein Sprachmodell entwickelt und gelauncht, das innerhalb weniger Tage über 1 Millionen Subscriber hat. Das 2015 gegründete OpenAI mit ChatGPT hat einen Chatbot veröffentlicht, der menschliche Dialoge verstehen und Antworten generieren kann, die ein Mensch nicht besser hätte formulieren können.
Die Basismodelle dieser Lösung sind auch in der Lage, nicht nur Dinge wiederzugeben, die sie schon einmal gesehen haben, sondern neue Inhalte zu generieren und zu entwickeln, seien es Texte, Bilder oder Videos. Unternehmen lassen sie bereits erste Entwürfe von Anzeigen, Quartalsbilanzen oder Zeitungsartikeln erstellen. Durch Feinabstimmung kann diese Lösung bereits Steuerformulare und Websites erstellen, Marketingtexte schreiben und programmieren.
· Wie KI Managementaufgaben ersetzt
Die Abkürzung GPT steht für “Generative Pre-Trained Transformer,” laut Aussagen von OpenAi verwendet diese Lösung 175 Milliarden Parameter, um Sätze und Wortgruppen zu erkennen und zu bilden.
Wenn Sie diese Lösung ausprobieren, dann brauchen Sie nur auf diesen Link gehen, um sich kurz registrieren zu lassen und los gehts.
Ich habe das Sprachmodell gefragt, wie es funktioniert und habe folgende Antwort in Bruchteilen einer Sekunde erhalten:
“Das bedeutet, dass ich mithilfe von maschinellem Lernen in der Lage bin, menschliche Sprache zu verstehen und darauf zu antworten. Wenn Sie mir eine Frage stellen, analysiere ich den Text Ihrer Frage und verwende meine trainierten Modelle, um die wahrscheinlichste Antwort zu generieren. Die Antworten, die ich liefere, sind nicht immer perfekt und können Fehler enthalten, da ich nur ein Computerprogramm bin und kein menschliches Wesen”
· Was ist das Besondere an dieser Technologie?
Das auf schnelle, leicht verdauliche Konversation mit dem Nutzer ausgelegte System macht den Eindruck, als lerne es während der Kommunikation dazu. Wie beim herkömmlichen Text-Chat im Internet kann man mit dem Sprachmodell so kommunizieren, als spräche man zu einem Menschen.
Im Vergleich dazu liefert Google Links, sichtet Informationen und gewichtet diese. ChatGPT liefert aber nicht konkrete Antworten, sondern entwickelt eigenständig in Sekunden hochkomplexe Lösungen. "Die Welt wird nie mehr so sein wie vorher", sagt ein Entwicklungsingenieur von Microsoft.
Und das Wettrennen hat begonnen, denn Meta (Facebook) bastelt an einem Modell namens "Galactica". Das nur auf wissenschaftliche Arbeiten trainierte Programm ist aber offensichtlich noch höchst fehleranfällig. Meta zog "Galactica" zurück, da es schlecht performte.
Deutlich weiter fortgeschritten soll das von Google noch unter Verschluss gehaltene "LaMDA"-System sein. Der Suchmaschinen-Riese wäre perspektivisch wohl überflüssig, wenn ChatGPT an das Echtzeit-Internet angeschlossen würde.
Welche Führungsaufgaben übrig bleiben
Die Entwicklung Künstlicher Intelligenz schreitet rasant voran, niemand der großen Techgiganten will den nächsten “big jump” versäumen. Und wenn wir diese Dynamik von der Zukunft herleiten und uns in das Jahr 2030 hindenken, dann kann Künstliche Intelligenz vielleicht Bilanzen eigenständig erstellen und interpretieren, Strategiepläne erarbeiten, Produktionen oder Logistik völlig eigenständig steuern.
Alles Aufgaben, die heute Führungskräften und Managern vorbehalten ist. Wenn diese Aufgaben von KI schneller und besser gelöst werden, dann werden diese auch automatisiert werden, davon bin ich überzeugt.
Was aber nie automatisiert wird, sind Emotionen und Beziehungen. Daher werden Führungskräfte genau diese Fähigkeiten, Gefühle zu entwickeln und damit umzugehen oder Beziehungen aufzubauen, zu Kernkompetenzen. Das sind schlechte Nachrichten für Chefs, die sich lieber hinter Exceltabellen verstecken anstatt ein Konfliktgespräch zu führen.
Aber die gute Nachricht ist, dass die Entwicklung dieser Fähigkeiten nicht nur möglich ist, sondern auch viel Freude bereiten kann. Führungskräfte sind als Menschen gefordert, ihre MitarbeiterInnen zu entwickeln, ihre Potentiale erkennen und fördern. Das gelingt durch Zuhören und Beobachten, was Geduld und Wahrnehmung braucht, die man lernen kann.
Bei unserer nächsten Lernreise werden wir nicht nur die nächsten atemberaubenden Lösungen kennenlernen sondern erfahren, wie diese im Unternehmen gelebt werden können.
Autor: Werner Sattlegger, Founder Art of Life
Tip: Executive Silicon Valley Learning Journey, 26.Juni - 30.Juni, 2022
Lesetipps:
Werner Sattlegger: “Die Kunst reifer Führung”, 2022
Glosar
As-a-Service-Dienste (aaS)
Unter As-a-Service-Diensten versteht man einen Ansatz, einem Nutzer Software, Plattformen oder Infrastrukturen via Cloudlösung als Dienstleistung zur Verfügung zu stellen.
Chatbot
Ein Chatbot ist ein text- oder sprachbasiertes Dialogsystem, welches die Kommunikation mit einem technischen System erlaubt.
Schwache KI
Bei schwacher KI steht die Lösung konkreter Anwendungsprobleme mittels KI-Technologie im Fokus. Zum Einsatz kommen verschiedene Methoden der Informatik, die bestimmte Aspekte menschlicher Intelligenz nachbilden, um ein formuliertes Ziel zu erreichen.
Starke KI
Bei starker KI geht es um die Schaffung einer allgemeinen Intelligenz, die dem Menschen in all seinen Facetten mindestens ebenbürtig ist, im Fokus. Dafür wäre es notwendig, dass ein solche starke KI ein
Autor: Werner Sattlegger
Founder & CEO Art of Life
Experte für digitale Entwicklungsprozesse, wo er europäische mittelständische Familien- und Industrie-unternehmen von der Komfort- in die Lernzone bringt. Leidenschaftlich gerne verbindet er Menschen und Unternehmen, liebt die Unsicherheit und das Unbekannte, vor allem bewegt ihn die Lust am Gestalten und an Entwicklung.
