Pay it forward

Am eigenen “Hühnerhaufen” sitzen, neidig auf den Anderen schauen, der mir was wegnehmen kann, das sind bekannte Muster in unserer europäischen Kultur. Es ist ein Ausdruck des Mangels, dass nicht genug für alle da ist. So erlebe ich es oft in Österreich, was für mich sehr frustrierend ist, da es gegen meine Lebensphilosophie ist. Denn das Leben ist nicht nur Fülle, sondern das Ganze ist immer mehr als die Summe seiner Teile. Das genau bedeutet Win-Win, jeder bringt sich ein, jeder profitiert und alle haben am Ende mehr, als zu Beginn.

Das haben wir bei unserem Prozess der Learning Journey ins Silicon Valley erlebt, der gerade mit der Implementierungsmasterclass bei Springer Maschinenfabrik vorerst beendet wurde. An Hand dieses Beispiels möchte ich Ihnen gerne die Idee des Peer Learnings näher bringen, die Grundlage für lernende Organisationen.

Pay It Forward”

Dieser Begriff begegnet einem im Silicon Valley fast in jeder Begegnung. Es bedeutet, dass Menschen sehr gerne und schnell in Vorleistung in Form eines Kontaktes, einer Information oder Geldes gehen. Dies ohne immer gleich eine Garantie zu haben, ob dies über diesen Kanal zurückkommt. Ich habe in meinem Leben immer versucht so leben, wo ich viel geben konnte, wenn ich weniger geben konnte, war es meine Zeit.

Beispiel: Im Silicon Valley habe in sogenannten “Meet Ups” immer wieder dieses Phänomen erlebt. Unterschiedliche Menschen kommen temporär für ca. 2 Stunden zusammen, alle 15 Minuten kann jemand sein Fragestellung vorbringen und bekommt interdisziplinär großartige Rückmeldungen. Besser wie monatelanges Consulting, noch dazu ist es gratis und macht unfassbar viel Spaß.

Lernende Organisationen funktionieren nur, wenn jeder Beteiligte bereit ist etwas von sich “herzugeben, eine Vorleistung zu erbringen, die an der Westküste “pay it forward” genannt wird.

Peer Learning: Silicon Valley Lernreise

3 Monate vor der Reise kommen die Teilnehmer in Europa in einer Online Masterclass zusammen, wir klären die individuellen Herausforderungen und schauen, was vielleicht dahinter steckt und clustern diese in 3 Bereiche: Produkt, Leadership und Organisation.

Während der Zeit bis zur Lernreise schärfen die TeilnehmerInnen in ihrem Umfeld ihre Fragestellungen, in dem Sie ein besonderes Augenmerk darauf legen (wie z. B. gezielt mit Kollegen oder Kunden zu sprechen).

In dieser Zeit suche ich auf diese Fragestellungen basierend die richtigen Ansprechpartner und Experten im Silicon Valley in Form von Managern, Start Ups, Laps und anderen Experten. Diese werden im Vorfeld kuratiert, evaluiert und gebrieft.

3 Monate nach der Masterclass sind wir dann eine Woche gemeinsam in San Francisco und im Silicon Valley, um in ca. 15 Besuchen Antworten auf die Fragestellungen zu bekommen. In Daily Ups, Lernrunden und Dialogen werden diese vertieft und so ergeben sich 3 Ebenen des Lernens: persönlich, in der Lerngruppe und von den Besuchen.

Am Ende der Woche führen wir eine Masterclass über die wichtigsten Learnings durch und jeder Teilnehmer commited sich zu einem “Onepager” mit konkreten Umsetzungsmassnahmen und Implementierungen im eigenen Unternehmen.

6 Wochen nach der Lernreise kommen wir wieder zusammen, um den wichtigsten Schritt zu tun, der uns von Innovationssafaris unterscheidet: wir lernen von den Anderen über die Umsetzung unserer Learnings, über das was implementiert wurde, wie wir mit Widerständen umgehen und welche technologische Lösungen sich als gut herausgestellt hat.

Lernende Organisationen

Peer Learning gelingt aber nur in lernenden Organsiationen, nicht in einer “Hühnerhaufen” Mentalität, wo jeder nur auf seinem Haufen sitzt und neidig nach links und rechts blickt. Nur wenn alle Vertrauen, Freude am Lernen und Glaube an Fülle einbringen, basierend auf einem strukturierten Prozess, dann ist die Basis für eine lernende Organisation gegeben. Das wird meiner Meinung nach in Zukunft auch den Unterschied zwischen erfolgreichen und nicht erfolgreichen Unternehmen ausmachen.

Eine lernende Organisation kann aber nur auf Basis einer Unternehmenskultur eingeführt werden, deren Grundlage ein völlig andere Fehlerkultur ist. Eine Kultur die weiss, dass Fehler nicht ein Ort der Beschämung oder Schuldzuweisung sind, sondern die beste Möglichkeit für Lernen und Entwicklung.

“Blameless Post Mortem”

Wenn Fehler in Organisationen passieren, dann vor allem wenn Menschen etwas tun und wenn möglich auch etwas Neues. Wenn dies passiert, dann findet normalerweise der übliche Reflex statt: wer ist der Schuldige, wie kann ich denn Fehler verheimlichen und schon gar nicht, was ich daraus lernen kann.

Blameless Post Mortem sind retrospektive Gesprächsrunden, die nach einem “Fehler” durchgeführt werden. Ohne zu beschuldigen oder zu beschämen, werden auf einer rein sachlichen Ebene Strukturen und Abläufe analysiert, damit dies nicht mehr passieren kann.

Ausblick

Wir leben in herausfordernden Zeiten, vieles was heute richtig ist, kann morgen wieder falsch sein. Das Wissen von heute ist morgen schon wieder alt, wir werden in Zukunft nur erfolgreich bleiben, wenn wir uns ständig weiter entwickeln und lernen. Das ist keine Raketenwissenschaft, sondern dass weiss jeder, der sich mit Entwicklung beschäftigt.

Peer Learning ist ein wunderbarer Weg, dies in Organisationen zu leben. Dies gelingt nur, wenn wir dazu bereit sind und uns als Menschen öffnen.

Das kann wiederum nicht delegiert werden, wird auch nicht von KI ersetzt werden und am Ende des Tages kann es auch unfassbar viel Freude machen.

Weil es eine der wichtigsten, menschlichen Bedürfnisse befriedigt: Entwicklung auf Basis menschlicher Beziehungen.

Autor: Werner Sattlegger, Founder Art of Life

Tip: Executive Silicon Valley Learning Journey, 16.Oktober - 20. Oktober, 2023

Lesetipps:

Werner Sattlegger: “Die Kunst reifer Führung”, 2022

für wäre es notwendig, dass ein solche starke KI ein 

 

Autor: Werner Sattlegger
Founder & CEO Art of Life

Experte für digitale Entwicklungsprozesse, wo er europäische mittelständische Familien- und Industrie-unternehmen von der Komfort- in die Lernzone bringt. Leidenschaftlich gerne verbindet er Menschen und Unternehmen, liebt die Unsicherheit und das Unbekannte, vor allem bewegt ihn die Lust am Gestalten und an Entwicklung.