Verliert Österreich in der Digitalisierung den Anschluss?

Regionen stehen heute im internationalen Wettbewerb, ob sie wollen oder nicht. Standorte konkurrieren um Investitionen, Unternehmensansiedlungen oder um gute MitarbeiterInnen. Die Zeiten sind vorbei, wo sich Standorte abschotten können, zu global und vernetzt ist die Welt geworden.

Für die Attraktivität von Standorten gibt es mehrere Gradmesser, wie z. B. Bildungseinrichtungen, Lebenskosten, aber auch der Grad der Digitalisierung. Für den zuletzt genannten Punkt gibt es als Messkriterium die sogenannte Digitalisierungsintensität von Unternehmen, die sich aus der Anzahl der genutzten digitalen Technologien ergibt und jedes Jahr von der Statistik Austria gemessen wird.

Da und vor allem bei der Anwendung von Künstlicher Intelligenz gibt es für Österreich noch viel Luft nach oben, wie genau, darum geht es in diesem Beitrag.

Digitalisierungsintensität in Österreich

Aus der aktuellen Untersuchung vom November 2023 in Bezug auf die Nutzung digitaler Technologien in österreichischen Unternehmen erkennt man, dass es noch viel Raum für Verbesserungen gibt.

  • Derzeit weisen 40 % der Unternehmen in Österreich eine sehr niedrige Digitalisierungsintensität auf.

  • Im Gegensatz dazu erreichen 59 % der Unternehmen zumindest ein grundlegendes Maß an digitaler Intensität, was bedeutet, dass sie mindestens vier von zwölf digitalen Technologien implementiert haben.

  • Besonders bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMUs) liegt die grundlegende digitale Intensität mit 58% auf dem niedrigsten Niveau. Dies zeigt, dass Österreich noch einen erheblichen Weg zurückzulegen hat, um das EU-Ziel von 90 % grundlegender Digitalisierungsintensität unter KMUs bis 2030 zu erreichen.

Das EU Ziel ist daher für Österreich nicht erreicht, denn aktuell erreichen nur 58 % der KMUs in Österreich ein grundlegendes Niveau an Digitalisierung, 42 % der KMUs weisen eine sehr geringe Digitalisierungsintensität auf. Das Niveau an digitaler Intensität unterscheidet sich auch nach Bundesländern, den höchsten Aufholbedarf haben Unternehmen aus Kärnten (55 %), der Steiermark (53 %), Niederösterreich (52 %) und dem Burgenland (49 %).

Anwendung von Künstlicher Intelligenz

Derzeit verwenden 11 % der Unternehmen in Österreich künstliche Intelligenz, was einem Anstieg um zwei Prozentpunkte seit 2021 entspricht. Zu diesem Zeitpunkt lag Österreich mit einem Anteil von 9 % an KI-nutzenden Unternehmen im EU-Durchschnitt.

  • Besonders große Unternehmen haben verstärkt auf KI gesetzt, da bereits jedes dritte Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten KI-Technologien in seinen betrieblichen Abläufen einsetzt.

Unternehmen neigen dazu, KI-Technologien vermehrt einzusetzen, je größer sie sind, wie aus Tabelle 1 hervorgeht.

Die Art der wirtschaftlichen Tätigkeit spielt im Vergleich dazu eine weniger bedeutende Rolle bei der Nutzung von KI. Unternehmen im produzierenden Sektor setzen zu 9 % KI-Technologien ein, während Dienstleistungsunternehmen diesen Anteil auf 12 % erhöhen.

  • In Bezug auf Branchen ergeben sich jedoch deutlichere Unterschiede: KI-Systeme werden am häufigsten von Unternehmen im Wirtschaftszweig Information und Kommunikation eingesetzt (37 %), während sie in den Bereichen Bau sowie Beherbergung und Gastronomie am seltensten verwendet werden (jeweils 4 %).

Europäischer Vergleich

Der Vergleich von Unternehmen, die in den EU-Ländern mindestens eine KI-Technologie verwenden, zeigt, dass der Anteil der Unternehmen, die KI einsetzen, zwischen 1 % und 24 % variierte.

  • Der höchste Anteil wurde in Dänemark (24 %) verzeichnet, gefolgt von Finnland (16 %), den Niederlanden und Luxemburg (beide 13 %), während die niedrigsten Anteile in Rumänien (1 %) sowie Zypern, Griechenland, Estland, Polen, Ungarn und Bulgarien (alle 3 %) verzeichnet wurden.

Welche KI Technologien eingesetzt werden

Dabei waren häufig eingesetzte Technologien im Bereich der Automatisierung verschiedener Arbeitsabläufe oder zur Unterstützung bei Entscheidungsprozessen (z. B. KI-basierte Software für Robotic Process Automation). Im Jahr 2021 wurden diese KI-Technologien von 3 % der Unternehmen genutzt.

Folgende weitere KI-Technologien wurden eingesetzt:

  • Identifizierung von Objekten oder Personen auf Grundlage von Bildern (Bilderkennung, Bildverarbeitung)

  • maschinelles Lernen (z. B. Deep Learning) für die Datenanalyse

  • Technologien zur Analyse von geschriebenem Text (d. h. Text Mining)

  • Technologien zur Umwandlung gesprochener Sprache in ein maschinenlesbares Format (Spracherkennung) wurden jeweils von 2 % der Unternehmen verwendet.

Ausblick

Das, was wir bisher zum Thema Künstliche Intelligenz erleben ist nichts zu dem, was noch alles auf uns kommen wird. Wir sollten uns darauf vorbereiten, vor allem mit grundlegenden Digitalisierungskenntnisse ausgestattet sein.

Nicht nur im Unternehmen, sondern auch als Standort, wollen wir im internationalen Wettbewerb bestehen wollen. Um Veränderungen in der Digitalisierung zu adaptieren, braucht es aber Neugier, Lernhunger und Offenheit. Wenn wir diese entwickeln, dann merken wir auch, dass diese Veränderungen auch Freude machen können, weil damit letztlich unsere Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand gesichert wird.

Mit unseren Lernreisen ins Silicon Valley wollen wir nicht nur den Lernhunger und die Neugier entwickeln, sondern uns ganz praktisch auf den Wandel vorbereiten, indem wir von den Besten lernen. Denn am Ende des Tages geht es darum, wie wir uns als Gesellschaft und Wirtschaft weiter entwickeln, was wir aus den aktuellen Entwicklungen machen, wie wir diese positiv gestalten.

Dafür tragen wir letztlich alle die Verantwortung, daher ist jetzt eine gute Zeit sich damit zu anzufangen.

Tip:

nächste Silicon Valley Lernreise findet vom 03. Juni - 07. Juni 2024 statt

Quelle:

Statistik Austria

Eurostat

Werner Sattlegger: “Die Kunst reifer Führung”, 2022

Veranstaltung:

Podcast Folge #32: Mut zum Handeln:

 

Autor: Werner Sattlegger
Founder & CEO Art of Life

Experte für digitale Entwicklungsprozesse, wo er europäische mittelständische Familien- und Industrie-unternehmen von der Komfort- in die Lernzone bringt. Leidenschaftlich gerne verbindet er Menschen und Unternehmen, liebt die Unsicherheit und das Unbekannte, vor allem bewegt ihn die Lust am Gestalten und an Entwicklung.