Silicon Valley Insights
Ich kann mich noch gut erinnern, als ich vor 6 Jahren das erste Mal hier in Mountain View, ich glaube es war das Computermuseum, das erste Mal in einem selbstfahrenden Auto gesessen bin. Kein Lenkrad, kein Fahrersitz, am Dach des Autos ein seltsam wirkender Sensor, der aussieht wie ein Dachkasten zum Transportieren von Skiern. Damals dachte ich mir, so muss es den Leuten vor 100 Jahren gegangen sein, als auf einer Pferdekutsche sitzend das erste Mal ein Auto gesehen haben.
Damals war ich mir noch nicht sicher, ob jemals so ein Auto auf der Straße fahren wird, nun sind sie an der Westküste Alltag im Strassenverkehr geworden, was dies bedeutet und wie es mir bei einer Probefahrt gegangen ist, darum geht es in diesem Beitrag.
Robotaxis
Nun einige Jahre später ist es so weit: selbstfahrende Autos sind als Taxis zugelassen, man sieht sie hier in San Francisco bereits an jeder Straßenkreuzung. Daher war es so weit, meine erste Ausfahrt konnte letzten Freitag beginnen.
Für diese selbstfahrenden Taxis, auch Robotaxis genannt, gibt es hier zwei Anbieter – Waymo (gehört zum Google Konzern) und Cruise (gehört zu General Motors) . Man hat eine App, bestellt das Auto, das aktuell eingeschränkt nur von 21.00 Uhr bis 05.00 Uhr zur Verfügung stehen. Unabhängig von San Francisco findet man Ropotaxis auch noch in der texanischen Hauptstadt Austin und in Phönix/Arizona, ca. 240 fahrerlose Robotaxis gibt es derzeit, ungefähr 15.000 Users, Tendenz stark wachsend.
Noch eine kurze Überlegung, ob ich das wohl probieren soll, dann ist es soweit - meine Einweihungsfahrt kann beginnen:
- Ich bestelle das Auto mit der App, es kommt und bleibt stehen. Kein Fahrer, ich öffne das Auto mit der App und ich werde von einer freundlichen KI-Stimme begrüßt. Ich werde freundlich eingeladen mich anzuschnallen und los kann es gehen.
- Der Sitz gleicht dem einem Flugzeug, vor sich habe ich ein Dashboard, wo die Fahrtstrecke sehen kann, aber auch Musik und alles möglich bedienen kann.
- Die Fahrt verlief ruhig, das Auto fährt im Allgemeinen etwas langsamer und man fühlt sich sehr sicher.
- Nur einmal macht das Auto einen kleinen Schwenker, das war aber dem entgegenkommenden Feuerwehrauto geschuldet.
- Das Auto fährt mich genau zum Punkt, dass ich über die App angegeben hat, die Stimme ladet mich nochmals zu schauen, ob ich irgendetwas im Auto vergessen hast.
Dann steige ich aus und bin nur mehr verblüfft und weiß, dass ich gerade Zeitgeschichte erlebt habe. Ich bin mir aber nicht sicher, ob es nicht andere Sichtweisen gibt und versuche herauszufinden, wie es anderen damit geht und nehme auch viele kritische Stimmen wahr.
Kritik
Feuerwehrbeamte in San Francisco waren zuletzt darüber besorgt, dass es eine steigende Anzahl von kritischen Situationen mit selbstfahrenden Autos gegeben hat. So seien die KI-Autos teilweise verantwortlich für Verkehrsstaus, vor allem der anhaltende Nebel hier in San Francisco sorge für Probleme, denn dabei bleiben die selbstfahrenden Autos oft einfach stehen und verursachen ein temporäres Verkehrschaos. Die Sensoren der Testwagen hatten Probleme, etwas im dichten Nebel zu erkennen.
Wenn jemand gerade in San Francisco sein sollte, hier ist der Link um sich ein Robotaxi zu bestellen und es einfach auszubrobieren möchte. Es gibt aber noch andere Möglichkeiten, wie zum Beispiel das open source model comma. at des bekannten Hackers George Hotz.
Vorteile des autonomen Fahrens
Der Trend wird nicht mehr aufzuhalten sein, denn es gibt zu viele Vorteile:
Sicherheit: Etwa 94% der Autounfälle werden durch menschliche Fehler verursacht, laut National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) in den USA. Autonome Fahrzeuge eliminieren menschliche Fehler und könnten daher die Sicherheit auf den Straßen erheblich erhöhen.
Effizienz und Verkehrsfluss: Selbstfahrende Autos könnten den Verkehr effizienter gestalten, da sie genauer und mit weniger Unvorhersehbarkeit fahren können als Menschen. Einige Studien schätzen, dass der Verkehr in vollständig autonomen Verkehrssystemen um bis zu 35% flüssiger werden könnte.
Umweltauswirkungen: Autonome Fahrzeuge könnten dazu beitragen, den CO2-Ausstoß zu verringern, indem sie den Verkehrsfluss verbessern und so den Kraftstoffverbrauch reduzieren.
Zugänglichkeit: Autonome Fahrzeuge könnten die Mobilität für Personen erhöhen, die derzeit nicht in der Lage sind, selbst zu fahren, wie z.B. Menschen mit bestimmten Behinderungen oder ältere Menschen.
Zeitersparnis: Der durchschnittliche Pendler verbringt weltweit rund 400 Stunden pro Jahr hinter dem Steuer. Autonome Fahrzeuge könnten diese Zeit freisetzen und sie für produktivere oder angenehmere Aktivitäten nutzen.
Es gibt aber auch noch viele offene Fragen und potenzielle Nachteile oder Herausforderungen im Zusammenhang mit autonomen Fahrzeugen: Cybersicherheit, Haftung bei Unfällen, Arbeitsplatzverluste in fahrerabhängigen Branchen und andere soziale und ethische Bedenken.
Ausblick
Laut Prognosen von Prognos könnte der Anteil an Neufahrzeugen, die in der Lage sind, dem Fahrer eine vollständige Abkehr von der Fahrtaufgabe auf allen Autobahnen zu ermöglichen, in einem "optimistischen" Szenario von 2,4 Prozent im Jahr 2020 auf beachtliche 70 Prozent im Jahr 2050 ansteigen. Fahrzeuge mit einem "Citypilot", also der Fähigkeit, sowohl auf Autobahnen als auch in städtischen Gebieten autonom zu fahren, werden voraussichtlich ab 2030 allmählich eingeführt. Es wird erwartet, dass Fahrzeuge, die vollständig autonom von Tür zu Tür fahren können und somit auch auf Landstraßen keinen Fahrer mehr benötigen, erst nach 2040 in größerem Umfang verfügbar sein werden.
Nach dieser Probefahrt, bin ich absolut davon überzeugt, dass sich unser Mobilitätsverhalten dramatisch verändern wird. Es wird vernetzter, bedarfsorientierter und letztlich auch sicherer. 40.000 Menschen sterben jedes Jahr in der EU im Straßenverkehr, über 90% davon durch menschliches Versagen wie Unachtsamkeit durch Handys und vielem mehr.
Ich kann mich noch gut erinnern, als ich vor 6 Jahren Dank unseres Corporate Partners Sintschnig das erste Mal für ein paar Monate mit einem Elektroauto gefahren bin. Ich kam mir vor wie ein Exot, bis hin zur Tatsache, dass das Auto milde belächelt wurde. “Das wird nie massentauglich werden, die Reichweite ist viel zu kurz”, war der Tenor, der Rest ist Geschichte. Nicht einmal 6 Jahre später gibt es keinen Autohersteller, der nicht auf das E Auto umstellt.
Daher bin ich absolut davon überzeugt, dass das gleiche mit selbstfahrenden Autos passieren wird, mit vielen fundamentalen Veränderungen für unser Mobilitätsverhalten, unsere Gesellschaft und Wirtschaft, Zeit sich nun darauf vorzubereiten
Autor: Werner Sattlegger, Founder Art of Life
Experte für digitale Entwicklungsprozesse, wo er europäische mittelständische Familien- und Industrie-unternehmen von der Komfort- in die Lernzone bringt. Leidenschaftlich gerne verbindet er Menschen und Unternehmen, liebt die Unsicherheit und das Unbekannte, vor allem bewegt ihn die Lust am Gestalten und an Entwicklung.