Was auf Führungskräfte zukommt

Hektische Weihnachtseinkäufe, Weihnachtsfeiern da und dort, gleichzeitig verunsichern in den Medien kolportierte Rezessionen und der Zusammenbruch des größten Immobilienunternehmens in Europa.

Gepaart mit langfristigen Entwicklungen wie Künstlicher Intelligenz oder demografischer Wandel ist in Zeiten des Jahreswechsels eine guter Moment einmal innezuhalten und zu sehen, welche Trends auf Führungskräfte im nächsten Jahr zukommen und was sie tun könnten.

Demografischer Wandel

Die Bevölkerungspyramide für Europa zeigt in den nächsten Jahren eine schrumpfende und immer älter werdende Gesellschaft. Der Prozentsatz der Kinder sowie junger Menschen unter 20 Jahren und Menschen im erwerbsfähigen Alter wird abnehmen, während der Anteil, der über 65-Jährigen zunehmen wird.

Die Folgen sind dramatisch, denn alleine in Deutschland werden bis zum Jahr 2030 voraussichtlich drei Millionen Arbeitskräfte fehlen, und dieser Mangel wird sich bis zum Jahr 2050 auf insgesamt zwölf Millionen ausweiten, für Österreich sind es verhältnismäßig ähnliche Zahlen.
Zusätzlich dachten im Sommer des Jahres 2023 über 40 Prozent der Beschäftigten in Deutschland ernsthaft über einen möglichen Jobwechsel nach und der Grund liegt oft nicht im Gehalt:

  • Leadership: den MitarbeiterInnen fehlt es an einer qualitätsvollen Beziehung zum direkten Vorgesetzten, an Wertschätzung und an Eigenverantwortung, das bestätigt schon seit Jahren die jährliche Gallup Umfrage: Wenn Führungskräfte dies nicht bieten können, indem sie für die Mitarbeiter nicht da sind, dann werden MitarbeiterInnen gehen.

MITARBEITERINNEN SIND OFT AM FALSCHEN PLATZ

In der gesamten Europäischen Union haben im Jahr 2022 Mitarbeiterinnen, die ihren Job gekündigt haben, als Hauptgründe für ihre Entscheidung einen Mangel an Sinn in ihrer Arbeit (32 Prozent) sowie unrealistische Leistungserwartungen (35 Prozent) genannt.

Viele Menschen in Unternehmen sind oft einfach am falschen Platz, können nicht ihre Potenziale entfalten und sehen auch keine Entwicklungsmöglichkeit. Was lange nicht egal war, kann nun für Unternehmen kriegsentscheidend sein. Denn jetzt sind die Mitarbeiterinnen, die entscheiden, ob sie bleiben oder gehen wollen, denn es gibt ja genug Auswahl. Dabei spielen wie immer die sogenannten Hygienefaktoren wie Gehalt eine entscheidende Rolle,

  • Leadership: letztlich ist es immer die Unternehmenskultur und die Beziehung zum direkten Vorgesetzten, die den Unterschied ausmachen.

Disruption der Geschäftsmodelle

Im Jahr 2022 äußerten erstaunliche 39 Prozent der weltweiten CEO die Sorge, dass ihr Unternehmen den bisherigen Kurs nicht mehr länger tragen könne und neue Geschäftsmodelle entwickelt werden müssen. Gleichzeitig beabsichtigen 76 Prozent der befragten CEO in die Automatisierung und 31 Prozent in Dekarbonisierung zu investieren, was grundlegende Transformationen der Arbeitsabläufe und Unternehmenskulturen nach sich ziehen wird.

Führungskräfte müssen einen Raum schaffen, wo Innovation auch tatsächlich gelebt werden kann, wo sich MitarbeiterInnen einbringen können und das Neue nicht sofort abgelehnt wird.

  • Leadership: Das braucht Geduld, Vertrauen, flache Strukturen und eine Führungskraft, die Veränderung auch vorlebt.

Was MitarbeiterInnen von Führungskräften erwarten

Spannend ist natürlich auch die Frage, was eigentlich von MitarbeiterInnen von Führungskräften erwarten - was sich in den letzten Jahren stark verändert hat.

  • So erhöhte sich im Jahr 2022 der Anteil derjenigen, die Empathie von ihren Führungskräften erwarten, auf 56 Prozent, im Vergleich zu 51 Prozent im Vorjahr. Gleich gefolgt von Offenheit, die von 48 Prozent der Beschäftigten geschätzt wird.

  • Nur noch 23 Prozent der Mitarbeiterinnen wünschen sich eine starke Führung , im Gegensatz zu 49 Prozent im Jahr 2022.

  • 32 Prozent der Befragten vermissen das Erkennen und Berücksichtigen ihrer individuellen Bedürfnisse seitens der Führung!

  • Darüber hinaus fühlen sich 46 Prozent der Beschäftigten unterfordert, was im Vergleich zu 2017, als es noch 17 Prozent waren, eine deutliche Steigerung darstellt.

    • Leadership: Dies verdeutlicht die Notwendigkeit für Führungskräfte, auf die Bedürfnisse und Potenziale ihrer Mitarbeiterinnen einzugehen.

Wirtschaftlicher Trend

Zentralbanken, einschließlich der amerikanischen Federal Reserve, beginnen, die Zinssätze zu senken, da die Preise langsam steigen. Da die globale Inflation jedoch immer noch bei 5 % liegt, bleiben die Verbraucher sparsam. Die Inflation wird sinken und die Zinssätze werden sich einpendeln; Engpässe in der Lieferkette werden nachlassen, ebenso wie die Rohstoffpreise, das zeigen alle aktuellen Indikatoren.

  • Leadership: Das wirtschaftliche Umfeld wird wieder mehr planbar, aber wie ich Künstliche Intelligenz ins Unternehmen einführe, wie ich mit Widerständen umgehe und wie ich neue Geschäftsmodelle entwickle, das wird in Zukunft als Führungskraft den Unterschied ausmachen.

Ausblick

Die geopolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben instabil, aber was viel mehr zählt sind die veränderten Rahmenbedingungen durch den demografischen Wandel, den damit verbundenen Arbeitskräftemangel und die veränderten Erwartungen an die Führungskräfte.

  • Führen wird nicht leichter, um Gegenteil, es ist eine Herkulesaufgabe.

Vor allem werden es die zwischenmenschlichen Fähigkeiten wie Begeisterungsfähigkeit, Konfliktfähigkeit oder Beziehungsfähigkeit, die den Unterschied ausmachen. Allen voran natürlich Empathie, was nicht mit Sozialromantik verwechselt werden darf. Empathie bedeutet, die Erfahrungswelt des anderen Menschen zu erleben, dem Anderen zuzuhören, ohne gleich zu bewerten und einfach präsent sein.

Das wird KI nicht ersetzen, darauf wette ich und darauf sollten sich Führungskräfte auch im nächsten Jahr konzentrieren.

Autor: Werner Sattlegger, Founder Art of Life

Veranstaltungstip: Nächste Lernreise ins Silion Valley, 04. Juni - 07. Juni, 2024.

Quellen:

Literatur:

Werner Sattlegger: “Die Kunst reifer Führung”, 2022

 

Autor: Werner Sattlegger
Founder & CEO Art of Life

Experte für digitale Entwicklungsprozesse, wo er europäische mittelständische Familien- und Industrie-unternehmen von der Komfort- in die Lernzone bringt. Leidenschaftlich gerne verbindet er Menschen und Unternehmen, liebt die Unsicherheit und das Unbekannte, vor allem bewegt ihn die Lust am Gestalten und an Entwicklung.