Silicon Valley Inisghts Vol 1
Nach wunderschönen Altweibersommertagen in Kärnten nahte letzte Woche endlich der Tag zu einem neuen Aufenthalt in San Francisco. Ende Oktober findet wieder eine Art of Life Lernreise ins Silicon Valley statt, zur Vorbereitung dafür bin ich ein paar Wochen vorher vor Ort, um neue Start-ups zu scouten und aktuelle Trends zu verfolgen. Was ich hier in den ersten Tagen erlebt habe, mehr dazu gerne in diesem Beitrag.
Wie Fluglinien Kunden für dumm verkaufen
Mit großer Vorfreude komme ich am Flughafen in Graz an, schon mit einer leisen Vorahnung, dass der Flug nach Frankfurt Verspätung haben könnte. Genauso kam es, mein Flugzeug nach FRA hatte 2 Stunden Verspätung, der Anschlussflug nach SFO ist dahin. Ich “strande” in Frankfurt, das Transithotel ist via SMS zwar schnell automatisiert gebucht, ebenso der neue Flug am nächsten Tag.
Aber: nach einer geltenden EU-Verordnung steht mir dafür eine Entschädigung von 600 Euro zur Verfügung. Obwohl dies in meinem Fall sonnenklar ist, wird mir diese Entschädigung mit einer lapidaren Begründung verweigert. Nicht nur als Jurist, sondern vor allem als Kunde eines Unternehmens fühle ich mich einfach nur für dumm verkauft.
Denn Fluglinien scheint diese Verordnung nicht zu interessieren, sie verweigern meistens diese Entschädigung, was zu einem florierenden Business von Onlineagenturen (z.B. Flightright) geführt hat, die einem auf Provisionsbasis zur Entschädigung verhelfen. Genauso geht Kundenservice nicht, dem Kunden werden seine Rechte nicht zuerkannt, er wird ausgenützt und Gewinn auf Kosten von Kundenrechten generiert.
Art of Co-Creation
Jeden Abend finden hier gefühlt hunderte Meet Ups statt, Firmen laden am Abend für 2-3 Stunden zu einer interaktiven Session ein, stellen ihre technologische Lösung vor, die meisten davon Open Source, was bedeutet, die Codes sind öffentlich zugänglich.
Kurze Vorträge, Coworking Session und Networking oft bei Pizza und Pale Ale runden diese Veranstaltungen ab. Meistens nehmen Entwickler teil, interessanterweise meisten Asiaten und Inder. Vor allem die Meet Ups um Künstliche Intelligenz sind zum Bersten gefüllt, jeden Tag entstehen hier gefühlt neue Start-ups zu diesem Thema.
Das bedeutet auch eine ganz andere Energie, nicht in einer „Hühnerhaufenmentalität“ wo ich ständig Angst haben muss, dass mir der Andere etwas wegnimmt. Sondern ganz im Gegenteil, ich öffne mein Unternehmen, gebe viel her und bekomme auch dafür einiges: Feedback, Rückmeldungen und gute Stimmung.
Gleich an den ersten Abenden war ich bei Meet Ups von Unternehmen wie Weaviate oder Unstructured IO, beide rasant wachsende Start-ups im Bereich von Datenbanken. Dieser Bereich von Künstlicher Intelligenz ist derzeit hoch spannend, denn Datenmenge und deren Komplexität nehmen rasant zu. Oftmals sind diese Daten unstrukturiert, beispielsweise in Form von Dokumenten, Bildern oder reinem Text. Obwohl viele Firmen diese Daten nutzen möchten, ist die bloße Klassifizierung mittels Metadaten möglicherweise nicht mehr ausreichend. Hier könnten Vektordatenbanken eine Antwort auf dieses Problem bieten:
KI Trend: vektorbasierte Datenbanken
Vektordatenbank ist ein Begriff, von dem ich vorher noch nie etwas gehört habe, um das sich hier aber alles zu drehen scheint. Start-ups aus diesem Bereich werden mit Geld geflutet und was ich hier dazu in den letzten Tagen gelernt habe, ist Folgendes: Informationen wie Bilder, Dokumente und Audiodateien werden immer komplexer, herkömmliche Datenbanken reichen nicht mehr, dazu braucht es vektorbasierte Datenbanken. Vor allem, wenn ich Datenverarbeitung mit LLM (Large Language Models) verwenden möchte, meistens als ChatGPT bekannt. Was vektorbasierte Datenbanken sind
Durch die Darstellung von Text als Vektoren unter Verwendung von Natural Processing Language (NLP)-Methoden können Vektordatenbanken beurteilen, wie semantisch ähnlich verschiedene Textdokumente oder Suchbegriffe sind. Dadurch lassen sich Muster und Ausreißer in den durch Vektoren dargestellten Daten finden und damit Anomalien ganz schnell erkannt werden. Das ist vor allem bei allen bildverarbeitenden Verfahren und ähnlichen Anwendung relevant. Was sind nun Beispiele solcher Lösungen?
Das ist ein 2019 gegründetes Start Up, das eine Open-Source-Vektordatenbank anbietet und dem Nutzer es ermöglicht, Datenobjekte und Vektoreinbettungen aus bevorzugten ML-Modellen zu speichern und nahtlos auf Milliarden von Datenobjekten zu skalieren.
Unstructured wurde 2022 gegründet, gerade in einer Series A gefundet und bietet eine LLM-Datenvorverarbeitungslösung an, um unstrukturierte Daten in Formate umzuwandeln, die mit großen Sprachmodellen kompatibel sind. Durch die Automatisierung der Extraktion, Bereinigung und Aufbereitung von natürlichsprachlichen Daten ermöglicht Unstructured es Unternehmen, das volle Potenzial ihrer Daten für mehr Produktivität und Innovation zu nutzen.
Arize AI wurde 2019 von Jason Lopatecki und Aparna Dhinakaran gegründet, es bietet einen Beobachtungsassistenten für KI- und ML-Wissenschaftler an der es ermöglicht, große Sprachmodelle (LLMs) und generative, Empfehlungs-, Machine-Learning- (ML-), Computer-Vision- und Natural-Language-Processing- (NLP-) Modelle zu überwachen, zu überprüfen und feinabzustimmen.
Ausblick.
Mein Eindruck nach den ersten Tagen: auch wenn hier vieles nicht rund gelaufen ist im letzten Jahr wie die vielen Entlassungen, die Dynamik und die Bereitschaft zu lernen und zu riskieren ist ungebrochen. Vor allem dieser grenzenlose Optimismus, dass wir es schaffen und diese erstaunliche Freundlichkeit. Die Kassiererin am Supermarktschalter, im Kaffeehaus oder in der Verwaltung, überall scheine ich mit freundlichen Worten willkommen zu sein. Schlechtredner würden argumentieren, dass dies auch nur oberflächlich ist – aber mir persönlich ist freundliche Oberflächlichkeit lieber als Unfreundliche, denn diese ist ja auch oberflächlich.
Und was das Thema KI angeht, wird kein Unternehmen mehr umhin kommen, sich damit nicht zu beschäftigen. Open Source oder Low Code machen die Barrieren dafür sehr gering, vor allem auch eigene Lösungen zu bauen oder neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Ich bin schon voller Neugier, was wir die nächsten Wochen noch alles erleben werden.
Autor: Mag. Werner Sattlegger, Founder Art of Life
Veranstaltungstip: nächste Lernreise in das Silicon Valley 16. - 20.Oktober, 2023
Experte für digitale Entwicklungsprozesse, wo er europäische mittelständische Familien- und Industrie-unternehmen von der Komfort- in die Lernzone bringt. Leidenschaftlich gerne verbindet er Menschen und Unternehmen, liebt die Unsicherheit und das Unbekannte, vor allem bewegt ihn die Lust am Gestalten und an Entwicklung.