Invest in People

Hardly Strictly Bluegrass Festival, Golden Gate Park, Oktober 2024

Ich bin ein sehr traditioneller Mensch und lebe langfristig nach der Devise, dass man auf Dauer nicht mehr ausgeben sollte, als man einnimmt. Das ist keine Raketenwissenschaft, doch im Zusammenhang mit der dynamischen Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) gewinnt diese Einstellung an Bedeutung. Denn gerade jetzt wird hier im Silicon Valley unfassbar viel Geld in Künstliche Intelligenz investiert, jetzt werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Wir stehen an der Schwelle der größten Tansformation, die die Menschheit je gesehen hat, die Welt wie wir arbeiten und leben verändert sich grundlegend und dramatisch. Künstliche Intelligenz benötigt Rechenleistung, "trainierte Daten" und damit auch viel Energie.

Deshalb fließt aktuell enorm viel Geld in Infrastruktur, um sich jetzt den entscheidenden Vorteil für die kommenden Jahre zu sichern.

  • Die großen Techkonzerne investieren hunderte Milliarden Dollar, in Österreich beträgt die Summe von Investition in Künstlicher Intelligenz gerade einmal 8 Millionen Euro, genauso viel wie Uganda für Künstliche Intelligenz ausgibt.

  • Aber den entscheidenden Unterschied machen noch immer die Menschen und wir haben in Österreich die bestausgebildensten Menschen weltweit, jeder bendeidet und um unsere HTL oder Lehrlingsausbildungen, aber wir scheinen trotzdem den Anschluss zu verlieren.

Worauf es jetzt darauf ankommt, welche menschlichen Eigenschaften nun zählen und wohin das Investorengeld fließt, darum geht es in diesem Beitrag.

Invest in people

Jedes Start-up hier pitcht derzeit eine Lösung im Bereich Künstliche Intelligenz, und die Anwendungsfälle scheinen grenzenlos zu sein. In den letzten Wochen habe ich zahlreiche Veranstaltungen zu diesem Thema besucht und mit vielen Investoren, Business Angels sowie großen VC-Firmen gesprochen, um besser zu verstehen, wie dieses Ökosystem funktioniert. Dazu wird es bald hier an dieser Stelle mehr geben, aber eines vorweg: Es ist hochspannend.

  • Da ich mich aber schon lange mit menschlichen Potentialen und Beziehungen beschäftige, hat es mich doch überrascht, dass in dieser von Technik und Zahlen geprägten Welt im Silicon Valley doch vor allem menschliche Fähigkeiten wichtig sind, die am Ende des Tages den Unterschied machen - welches dies nun sind und auf was Investoren hier schauen:

  • Execute (Umsetzung):

    • Investoren achten besonders darauf, ob das Start-up in der Lage ist, das Geplante auch umzusetzen, Kunden zu finden, das Geschäft hoch zu ziehen. Funktioniert das Geschäftsmodell und die Prozesse auch bei steigendem Wachstum, ohne unverhältnismäßige Kosten zu verursachen.

    • Beispiel: Stelle ich das richtige Personal ein, verstehe ich den Kunden, kann ich ein relevantes Problem auf Dauer lösen und bei Bedarf mein Produkt auch “pivoten”, sprich apatieren und weiter entwicklen.

  • Integrity (Integrität):

    • Investoren beobachten sehr genau, wie das Team miteinander und mit externen Partnern kommuniziert. Eine offene, transparente und produktive Interaktion zwischen den Foundern ist entscheidend. Können sie sich aufeinander verlassen, halten sie zusammen, etc. viel zu oft scheitern viele tolle Start-ups aus diesem Grund. Vor allem sagen sie die Wahrheit, lügen sie nicht - das hier viele Menschen übertreiben liegt in der Natur der Sache.

    • Beispiel: Natürlich stellen hier auch viele - für uns oft unvorstellbar - Produkte vor, die es noch nicht gibt, wo erst am Produkt gebaut wird. Das entscheidende ist aber, dass nicht gelogen werden darf, etwas behauptet wird, was nicht stimmt.

  • Resilience (Resilienz):

    • Meiner Meinung ist dies überhaupt einer der wichtigsten Faktoren. Gerade wenn man in einem Wohlstandsumfeld aufwächst, wo Bildung oder andere Sozialleistungen nichts kosten, verharrt man gerne in der Komfortzone. Man beginnt dann eher zu fragen, was kann ich bekommen als zu fragen, was kann ich geben oder was ist mein Beitrag.

    • Wenn man in einem solchem Umfeld aufwächst, hat man oft auch hohe Erwartungen aber eine geringe Resiliienz. Diese bekommt man aber erst, wenn man in manchen Bereichen leidet, Schwierigkeiten überwindet und nicht immer gleich aufgibt. Genau diese Eigenschaft erlebe ich bei vielen erfolgreichen Menschen hier.

  • Bold - (think big)

    • Was natürlich hier auch noch jeden Tag begegnet, alle denken groß und in die Zukunft. Wie wird die Welt in 5 Jahren aussehen und wie kann ich ein relevantes Problem lösen, was sind meine Fähigkeiten, wie kann ich diese zum Wohle viele anderer einsetzen, darum geht es bei vielen. Nicht Gefangener seiner eigenen Muster und Erfahrungen zu bleiben, sondern groß nach vorne zu denken

Wohin Venture Capital geht

Eine Analyse von 1.000 Startups auf Crunchbase zeigt, dass rund ein Drittel der jüngsten Finanzierungen in KI-bezogene Unternehmen fließt, während traditionelle Bereiche wie Konsumgüter, Lebensmittel und die Gig-Economy an Interesse verlieren. Hier sind vier Investitionsbereiche, die derzeit besonders viel Aufmerksamkeit erhalten:

  • Robotik: Investoren setzen stark auf Robotik-Startups, die sich auf Maschinen konzentrieren, die sich wiederholende, monotone und gefährliche Arbeiten übernehmen können.

  • Legaltech: Besonders Startups, die Lösungen für die Automatisierung zeitaufwändiger juristischer Aufgaben entwickeln, stehen im Fokus. 18 Legaltech-Unternehmen konnten in den letzten Monaten bedeutende Finanzierungsrunden abschließen.

  • Kohlenstoffabscheidung und -speicherung: In den vergangenen sechs Monaten haben mindestens zehn Startups, die sich auf die Abscheidung, Speicherung und Wiederverwertung von CO₂ konzentrieren, beträchtliche Kapitalrunden abgeschlossen.

  • KI-Assistenten: 23 Startups, die an KI-Assistenten und -Agenten arbeiten, haben in den letzten sechs Monaten signifikante Finanzierungen erhalten.

Ausblick:

Unsere Welt verändert sich gerade grundlegend und radikal – in wenigen Jahren wird sie nicht mehr dieselbe sein. Doch eines bleibt: Es sind die Menschen, die den entscheidenden Unterschied machen, heute und in Zukunft noch mehr.

Daher geht es jetzt darum in diese menschliche Fähigkeiten zu investieren, den Kindern in Schulen die Fähigkeiten von Problemlösungskompetenz oder Resilienz beizubringen, denn die anderen Routineaufgaben wird Künstliche Intelligenz machen, davon bin ich überzeugt.

Jetzt ist eine sehr aufregende und spannende Zeit, vor allem dringend notwendig sich mit damit zu beschäftigen

Autor: Mag. Werner Sattlegger, CEO Art of Life,

Quelle:

  • crunchbase

  • Gespräche hier im Silicon Valley

  • Nächste Lernreise findet im Juni 2024 statt.

Hintergrundinformationen:

Hier im Silicon Valley dreht sich alles um die verschiedenen Phasen von Venture Capital, die auch die unterschiedlichen Risikostufen abbilden und den Start-ups ermöglichen, ihre Ideen umzusetzen.

Pre-Seed Phase

  • Risiko: Extrem hoch. In dieser Phase gibt es oft nur eine Idee, aber kein fertiges Produkt oder eine Marktvalidierung.

  • Investitionshöhe: Typisch zwischen 50.000 - 500.000 USD.

  • Mehr als 90 % der Start-ups in dieser Phase scheitern.

Seed:

  • Risiko: Immer noch sehr hoch, aber etwas geringer als in der Pre-Seed-Phase. Hier gibt es oft bereits ein Produkt, aber die Marktdurchdringung ist noch unsicher.

  • Investitionshöhe: Typisch zwischen 500.000 - 2 Millionen USD.

  • Scheitern: Ungefähr 70-80 % der Start-ups scheitern in dieser Phase.

Series A:

  • Risiko: Moderat. Unternehmen haben ein Produkt und erste Nutzer, müssen aber ihr Geschäftsmodell noch skalieren.

  • Investitionshöhe: Typisch zwischen 2 - 15 Millionen USD.

  • Scheitern: Schätzungen zufolge scheitern etwa 50 % der Start-ups, die Series-A-Finanzierung erhalten.

Series B:

  • Risiko: Niedriger als in früheren Phasen. Start-ups haben erste Erfolge am Markt gezeigt, aber die Herausforderung ist nun die Skalierung.

  • Investitionshöhe: Typisch zwischen 15 - 50 Millionen USD.

  • Scheitern: Schätzungen zufolge scheitern etwa 30 % der Start-ups in dieser Phase.

    Series C und D:

  • Risiko: Niedrig. Unternehmen haben bewiesen, dass sie skalieren können, und sind oft Marktführer in ihrer Nische.

  • Investitionshöhe: Typisch zwischen 50 Millionen USD und 200 Millionen USD.

  • Scheitern: Etwa 10-20 % scheitern in dieser Phase, da es häufig um eine globale Expansion geht oder um die Vorbereitung auf den Börsengang.

Unicorn-Status:

  • Ein Unicorn ist ein Start-up, das mit 1 Milliarde USD oder mehr bewertet wird. Es gibt weltweit etwa 1.200 Unicorns (Stand 2023), viele davon in den USA und speziell im Silicon Valley.

  • Risiko: Niedrig, da Unternehmen bereits etabliert sind. Das Risiko liegt mehr in der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit und der Erreichung von Profitabilität.

 

Autor: Werner Sattlegger
Founder & CEO Art of Life

Experte für digitale Entwicklungsprozesse, wo er europäische mittelständische Familien- und Industrie-unternehmen von der Komfort- in die Lernzone bringt. Leidenschaftlich gerne verbindet er Menschen und Unternehmen, liebt die Unsicherheit und das Unbekannte, vor allem bewegt ihn die Lust am Gestalten und an Entwicklung.