Pathfinding - ein stimmiges Leben führen
Gerade junge Menschen fragen sich angesichts der ungewissen Prognosen und Unsicherheiten, was in Zukunft überhaupt Erfolg in der Arbeit ausmachen wird. Kann ich überhaupt noch einen Unterschied ausmachen, auf was soll ich mich konzentrieren und wie finde ich meinen Weg?
Diese Fragen beschäftigen auch Menschen aus unterschiedlichsten Altersstufen, egal ob Studenten, Berufseinsteiger oder Menschen in der Lebensmitte in einer Phase der Neuorientierung. In einer Zeit, wo so vieles nicht nur auf dem Kopf steht, stellen sich viele Menschen Fragen wie:
Was ist im eigenen Leben überhaupt wirklich wichtig?
Wie kann ich ein gutes Leben führen?
Was bedeutet überhaupt Erfolg im Leben?
Allen voran die Sehnsucht von uns Menschen, im Einklang mit den eigenen Interessen, Leidenschaften und Talenten zu leben, damit Stimmigkeit im eigenen Leben zu erreichen.
Grund genug sich mit diesen Fragen jenseits rezeptartigen Erfolgsratgebern Ratgebern einmal datenbasiert zu vertiefen. Wenn man das tut, kommt man nicht an den Forschungen des Physikers Albert Barabási vorbei, der den Zusammenhang zwischen Leistung und Erfolg untersucht hat. Welchen Anteil am Erfolg haben Fleiß, Alter, Glück oder persönliche Kontakte, das war eine der Fragestellungen.
Eine wohl besonders überraschende Erkenntnis seiner statistischen Analysen: Ob man an einer Elite Uni abgeschlossen hat oder an einer weniger bekannten Universität, spielt für den weiteren Karriereverlauf grundsätzlich keine Rolle. Talent und Fleiß der Studenten zählten mehr als das Prestige der jeweiligen Hochschule, meint Barabási. Anscheinend machen nicht die Unis erfolgreiche Studenten, sondern kluge Studenten machen den Erfolg der Unis aus.
Mit Beharrlichkeit kann der Erfolg jederzeit eintreten
Albert Einstein war der Meinung, dass für einen Physiker große Entdeckungen schon früh in seiner Karriere gemacht werden müssen. Das Forschungsteam Team bestätigte aber etwas anderes: jede Arbeit, die ein Wissenschaftler veröffentlicht, hat die gleiche Chance um für Furore zu sorgen. «Brillante Ideen kennen kein Verfallsdatum», sagt Barabási. Wie eine Auswertung der Karrieren und Veröffentlichungen von mehr als 2800 Physikern aus mehreren Jahrzehnten ergab, gelang bei etlichen Gelehrten der Durchbruch erst nach Vollendung des 50. Lebensjahrs, bei einigen sogar erst mit über 70.
Man kann also nie sagen, wann und warum Erfolg eintritt. Vieles können wir nicht beeinflussen und hängt von externen Rahmenbedingungen ab. Aber was wir tun können ist eine Form der Stimmigkeit im Leben zu finden. Denn wenn wir etwas tun, was uns erfüllt, es mit voller Hingabe, Fleiß und Begeisterung tun, dann wird der Pendel zwischen Erfolg und Misserfolg nicht mehr so wichtig.
Pathfinding - Interview mit Peter Goldsborough
Die verschiedenen Möglichkeiten seinen eigenen Lebensweg zu finden werden wir in Rahmen des Projekts „Pathfinding“ an dieser Stelle weiter vertiefen. Dazu wollen wir auch Menschen über ihren eigenen Lebensweg sprechen lassen, denn im Sinne von “Building Bridges” lernen wir von Anderen. Heute mit Peter Goldsborough, der es als Studienabbrecher und Autodidakt mit 20 Jahren zu den Top-Unternehmen ins Silicon Valley geschafft hat.
Peter, wie genau und konkret hast Du in Deiner Zeit am Gymnasium in Villach Dich autodidaktisch mit Künstlicher Intelligenz beschäftigt? Wie hast Du es geschafft zu einem international gefragten Experten zu werden?
Ich denke, ich hab‘ mit 15 oder 16 mit dem Programmieren angefangen. Das Gute am Programmieren ist, dass man damit schnell sehr praktische Sachen bauen kann, was vor allem für Kinder beim Lernen wichtig ist (ähnlich wie mit Lego etwas zu bauen), das hat mir vor allem Spass gemacht. Ich hab angefangen Webseiten zu bauen und mich dann für Elektronik interessiert. Das kann man wirklich sehr schnell lernen, zum Beispiel (https://www.codecademy.com/ ) hab ich damals benutzt. Das schöne ist, dass es tausende von Menschen gibt, die ihr Wissen gratis ins Internet stellen. Sowohl auf YouTube als auch auf persönlichen Blogs. Wenn man lernt, das Internet hierfür richtig zu nutzen, kann man so viel, so schnell lernen.
Woher hast Du den Mut und Selbstvertrauen genommen und zu sagen - ich verlasse TU München - ein sehr renommierte Uni, weil ich dort nichts mehr lerne und sammle praktische Erfahrungen?
Du triffst den Nagel hier wirklich auf den Kopf, denn Angst ist ohne Frage das, was die meisten Menschen davon abhalten würde, den Weg zu gehen, den ich damals gegangen bin. Angst vor eventuellem Scheitern, dass man letztendlich arbeitslos und ohne Diploma dasteht. Angst vor dem sozialen Stigma, als Loser, Idiot, Kleinhirn neben den Leuten mit Doktoraten und Master-Titeln dazustehen. Vor Allem Angst vor der Ungewissheit.
Wenn es etwas gibt, vor dem Menschen am meisten Angst haben, dann ist das Ungewissheit, Unsicherheit.
Wenn man einen Bachelor macht, dann hat das 0% Ungewissheit. Das haben vor dir hunderte tausende Menschen gemacht, es hat allen zu einem durchschnittlich erfolgreichen Leben geführt, es ist der gesellschaftlich akzeptierte Weg, den dir jede gute Seele raten würde. Im Vergleich dazu hat ein Schulabbruch ungeheuerliche Ungewissheit, weil es so ein abnormaler Weg ist. Da kann dir keiner sagen, was passieren wird. Da hat man keine Absicherung, dass wenn alles schief geht, man wenigstens noch auf sein Diplom zurückgreifen kann, um einen Job zu finden. Das macht einem alles grosse Angst, und für viele ist das zu viel.
Ich liste hier auf, was bei mir anders war:
Ich hab’ die Uni abgebrochen, weil ich ein Vollzeitangebot von Facebook hatte. Ich hatte also überhaupt keine Ungewissheit über meine Zukunft im short-term. So einen Job zu haben ist fuer alle Informatikstudenten das Ziel, also wusste ich gewissermassen, dass ich das Ziel schon erreicht hatte. Es blieb aber definitiv noch Ungewissheit über die Zukunft, ob mir das in 5, 10 Jahren noch wehtun würde!
In der Tech Industrie ist es viel akzeptabler, keinen Abschluss zu haben. Die Tatsache, dass Facebook mir das Angebot gemacht hat, war handfester Beweis dafür.
Ich versuche Angst einfach kategorisch zu eliminieren, indem ich entweder die Situation versuche logisch zu analysieren oder mich einfach risikobereit reinstosse. Bei dieser Entscheidung hab ich gewissermassen beides gemacht. Ich hab‘ analytisch die beiden Möglichkeiten, Uni oder Karriere, auf gleicher Ebene untersucht und Vor- und Nachteile aufgelistet. Ich hab beiden Möglichkeiten dieselbe Chance gegeben, das würden die meisten wegen den obigen Gründe nicht machen. Und letztendlich muss man dann einfach mal sagen “Augen zu und durch” :-)
Wie lernst Du persönlich ganz konkret ? ( praktischer Bezug, Vorträge, Beispiele, Mentorship, Onlinekurse,….)?
In meiner Arbeit lerne ich am meisten, indem neue Probleme im Alltag aufkommen, die ich lösen muss. Um diese Probleme zu lösen, muss ich entweder selber nachdenken, andere Leute um Rat fragen, oder im Internet nach Lösungen suchen. Wenn das Problem besonders komplex ist, frage ich auch Leute, die viel mehr Erfahrung haben als ich. Sozusagen die Gurus. Da lernt man besonders viel, weil diese oftmals komplett neue Ideen haben, die man nicht kannte.
Ich scheue auch nicht davon ab, andere Kollegen zu fragen. Man muss hier das Ego oft weglegen und kein Problem haben, von anderen zu lernen. Man muss sich auch trauen, dumme Fragen zu stellen.
Viele Menschen fragen ihre Kollegen nicht, weil sie nicht blöd dastehen wollen, oder nicht gestehen wollen, dass jemand mehr wissen kann als sie!
Liebe Peter, vielen Dank für das Gespräch.
Wir leben in herausfordernden Zeiten, wo wir Unsicherheit nicht einfach in Sicherheit verwandeln können. Was wir aber tun können ist, das zu tun was wir lieben und gern tun, das was uns bewegt und vielleicht einen Wert in der Welt schafft. Dafür ist gerade jetzt eine gute Zeit.
Literaturtips
Barabási, Albert-László. “The Universal Laws of Success”|