Arbeit 4.0 - wie Kreativität möglich wird
Seit ein paar Tagen erleben wir hier im Silicon Valley wieder, wie Wirtschafts bzw. Arbeitswelt sich gerade grundlegend und radikal verändert. Automatisierte Abläufe werden digitalisiert, Angst vor Jobverlust geht um, gleichzeitig entstehen unzählige neue Geschäftsmodelle und Möglichkeiten. Um in Zukunft diese Möglichkeiten zu nutzen und erfolgreich zu bleiben, müssen bisherigen Konzepte über Bord geworfen werden.
Nur wer mit Offenheit und Mut verrückte Ideen zuläßt, bereit ist zu scheitern, Begeisterungsfähigkeit fördert und als Organisation die eigenen Mauern niederreißt, schafft Raum für das Neue.
Struktur beeinflusst Verhalten, Verhalten beeinflusst Struktur
Aus der Sozialpsychologie weiss man, dass Struktur Verhalten beeinflusst und vice versa. Wollen wir die Unternehmenskultur ändern, müssen wir Strukturen und Hierachien ändern. Neue Idee brauchen freie Räume, offene und flexible Strukturen, flache Hierachien, Möglichkeiten für zufällige Begegnungen, Eigenverantwortung und Neugier bzw. Interesse an anderen.
Dies kann aber nur gelingen, wenn der äußeren Strukturanpassung auch eine innere persönliche Haltung folgt, die da lautet: ich bin neugierig und interessiert an anderen Ideen, ich bin bereit von meinem Wissen und meinen Erfahrungen etwas preis zu geben oder bin mutig genug, alte Konzepte loszulassen und Risiken einzugehen.
Was fehlt bei uns in Europa?
In hektischer Betriebsamkeit werden in Europa Co-Workingspaces oder Innovationszentren gegründet. Oder Konzerne beteiligen ich an Start Up's im Silicon Valley oder mieten sich einen Arbeitstisch in diversen Hubs, um technologische Entwicklungen nicht zu verschlafen. Alles wichtig und richtig, aber wenn nicht die innere Einstellung der Mitarbeiter folgt, bleiben viele Co-Workingspaces reine Immobilien. In Europa schielen noch zu viele neidig auf andere und horten ihre Erfahrungen, ohne einer echten Bereitschaft zu kooperieren.
Kreativität und Innovation lebt noch immer von den Menschen, denen man in Organisationen die Möglichkeit geben muss, sich zu entfalten und zu kooperieren. Sich für das Neue öffnen, hungrig und ein wenig verrückt bleiben, sind Fragen der individuellen Persönlichkeit und der Unternehmensultur, erst dann kommt die Technik. "Culture eats strategy for breakfast" hat schon der Managementguru Peter Drucker festgestellt, das gilt gerade jetzt mehr denn je.
Silicon Valley Spirit
Wenn man im Silicon Valley solche Hubs besucht, wird man von diesem Spirit förmlich angesteckt. Dort werden nicht nur Mauern niedergerissen, sondern der Innovationsgeist in jeder Begegnung gefühlt. Wenn man diese Orte im Silicon Valley besucht wird einem klar, warum wir in Europa soviel verschlafen haben, obwohl wir unendlich viel Know-How besitzen. Da wir aber einer persönlichen Einstellung und einem Mindset nicht ausgeliefert sind, können wir daran arbeiten. Wenn das gelingt, können wir einer spannenden Zukunft entgegenblicken.
Autor: Mag. Werner Sattlegger, Director Art of Life, lebt und arbeitet in Klagenfurt und San Francisco