Das Leben ein Spiel
Das Leben ein Spiel ! (Zusammenfassung, Philo Salon mit Mag. Brandner, Nacktes Denken)
Es ist ein Großphänomen, es sperrt sich gegen Definitionen. Alle Definitionen sind nur Versuche.
Ohne das Spiel gäbe es keine Gesellschaft. Aus den kultischen Spielen, dem herausgehen aus der Welt, dem Versuch die Verbindung herzustellen, entstanden die Religionen, heute noch im Tanz zu erkennen. Die Drehbewegung, das Entrücken aus dem Alltäglichen auf der Suche nach der Glückseligkeit.
Jeder versteht etwas von Liebe, Arbeit, vom Tod, von Herrschaft und Knechtschaft, vom Spiel. Dennoch sind diese elementaren Existenzphänomene vieldeutig in sich selbst:
„Erst die Arbeit dann das Spiel“
„Mach zuerst deine Hausaufgaben und dann kannst du spielen“
„Geht ihr hinaus/in euer Zimmer spielen, wenn die Erwachsenen sich unterhalten.“
Jeder kennt es, hat schon gespielt. Warum wird gespielt ?
Es scheint so, als ob es Teil unseres Seins ist, dass wir beginnen zu Spielen, ohne ersichtlichen Grund. Dennoch kann man behaupten, dass man mit dem Spiel Sinn stiftet. (Der Ball muß ins Tor, Die Kugel muß die Kegel treffen und so viele wie nur möglich umwerfen……)
Alles menschliche Tun ist aber bewegt vom Erreichen der "Eudämonie" - Glückseligkeit ("eudaimon", mit einem guten Dämon verbunden).
In der Antike ging man zuerst davon aus, dass der Daimon von außen die Geschicke der Menschen lenkte, begünstigte oder Unglück brachte. In der weiteren Folge verlagerte sich die Schicksalsmacht in die Seele, als eine Instanz im Menschen selbst. Nicht als Mittel zu einem höheren Zweck, sondern letztendlich Selbstzweck. Beispiel: Der Koch kocht , damit wir essen, wir essen, damit wir satt werden, wir wollen satt sein, damit wir gesund bleiben. Der Mensch strebt nach Glückseligkeit, nach einem sinndurchdrungenen Leben. Damit das funktioniert wird ständig das eigene Dasein hinterfragt, beurteil/verurteilt. Eine Glücks/Unglücksbilanz wird erstellt. Optimismus/Pessimismus. Die ständige Frage nach dem Sinn des eigenen Daseins.
Daraus ergeben sich weitere Grundzüge unseres Daseins als vermeintliche Hemmnisse auf dem Weg zur Eudämonie : Die Last, Sorge, die Entbehrung des Lebens als Hindernisse beim Streben nach "Eudämonie" (Glückseligkeit).
Was kann aber das Spiel ? Das Spiel kann man als eine Oase bezeichnen, als Ort der Seligkeit, der Lust am Spiel (Bewegungslust, die Unmittelbarkeit und die Reflektierbarkeit. Gar als Glückseligkeit?
Auf der anderen Seite das Spielleid. Als Auslebung von Möglichkeiten, als Reinigungsprozess und Vorbereitung. Die Psychologie macht es sich zu Nutze (Psychodrama, Familienaufstellung). Es ist zwar nicht so gemeint, es wird der Schein konstruiert (man tut so als ob), der aber kein Trugbild darstellt, sondern vielmehr Verbindlichkeit einfordert. In der Konstruktion hat der Schein objektive Bedeutung. Nicht so beim Trugbild und bei der Halluzination.
Die Welt und seine Prozesse ohne den Menschen haben kein Ziel, keine Aufgabe. Die Welt kreist in sich, ist autark. Die Bewegung, repräsentiert im Spiel, hat nicht den Charakter des Strebens nach einem Ausstehenden, Zukünftigen, sondern ist sich selbst genug, der Weg ist das Ziel der Bewegung. Das Schöpferische.
Sprechen wir über das pädagogische Element des Spiels.
Wir finden hier 2 gegensätzliche Grundtendenzen: Formung und Hege.
Das traditionalistische Element und das progressive Element.
Erziehen als Umbilden und Erziehen als Wachsen lassen. Die zwei Pole; das formende Autoritative und das hegende indirekte, diese beiden Positionen sind keine zufälligen Pole sondern sind Urformen des Väterlichen und des Mütterlichen.
- In der formenden Erziehung ist das Spiel eine verhüllte Vorform des Ernstes, wo der Sinnbezug des Kinderspiels auf das Erwachsenenleben benutzt wird. Biologisches Training für den Ernstfall.
- In der hegenden Erziehung. Das Spiel als Sinn in sich. Das Kind erlebt sein Kindsein beglückt und lebt die Achtsamkeit auf die unbewussten absichtslosen Produktivkräfte, auf den vom Kind selbst vollzogenen aus seiner unbewussten Lebenstiefe kommenden Lebensvorgriff.
Es wäre die Aufgabe der Pädagogik die Spiele zu durchdringen, einen inneren Aufbau zu schaffen und doch nicht die produktive Phantasie zu stark zu kanalisieren.
Das Spiel entbindet aus der faktischen Gebundenheit, lässt die Situation nicht unabänderlich erscheinen, erleichtert die Daseinslast.
Spiel als unverbindlicher Ausgriff ins Mögliche und die Lebensphänomene Liebe, Arbeit und Herrschaft. Spiel ist daher sozial, produktiv und institutionell.
Mag. Michael Brandner ist praktischer Philosoph "Nacktes Denken" in Klagenfurt,