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Was wir gegen den Personalmangel tun können

Lehrermangel, Flugausfälle oder geschlossene Restaurants nagen am Selbstverständnis unserer Kultur, in der Hülle und Fülle über Jahrzehnte gesetzt waren. Aber nun steht unser Wirtschaftswachstum und damit unser Wohlstand auf dem Spiel, was wir nun könnten, darum geht es in diesem Beitrag.

Wie der Personalmangel unser Land lahm legt

In Österreich und Deutschland, bekannt für Fortschritt und Effizienz, braucht man heute z.B. im Schnitt 8 Monate um eine Pflegekraft oder etwa 7 Monate um einen Klimatechniker zu finden. Das ist aber erst ein bitterer Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird:

  • bis 2035 werden alleine in Deutschland weitere 7 Millionen Menschen weniger am Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, weil immer mehr Babyboomer in Pension gehen werden (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, IAB). Die damit verbundene Sprengkraft liegen im sog. Potenzialwachstum, der auf Grund des Personalmangels von bisher 1,4 % jährlich auf 0,5 % sinken wird.

Wenn Menschen in Restaurants nichts mehr zum Essen bekommen, Flugausfälle die neue Normalität werden oder Häuser nicht mehr gebaut werden können, dann sinkt der Wohlstand. Soziale Spannungen, Populismus und Radkalisierungen sind die Folge, was zu großen gesellschaftlichen Unruhen führen wird.

Nun beklagen sich Menschen, wie es soweit kommen kann und warum das keiner gesehen hat. Wir wissen es seit langem, bereits im Jahre 1995 hat das WIFO in einer Studie darauf hingewiesen, nur hinsehen wollte niemand, denn keiner will Überbringer schlechter Nachrichten sein. Wenn wir uns ansehen, was wir tun können, dann beginnen wir bei Unternehmen und Führungskräften.

Wenn Führungskräfte “vortanzen”

Unternehmen müssen sich anstrengen Wertschätzung zu leben, Räume für Potenzialentfaltung zu ermöglichen, sowie flexible Rahmenbedingungen wie Homeoffice oder 4 Tagewochen ermöglichen. Unternehmen müssen aus der Bequemlichkeitsfalle heraus und sich um gute Leute bemühen, denn nun sind sie es, die nun vortanzen müssen und die Mitarbeiterinnen suchen es sich aus.

Dabei spielen Führungskräfte eine entscheidende Rolle, Kandidaten für eine Position brauchen keine Employee Branding Videos, sondern wollen Führungskräfte erleben, spüren und erleben. Gibt es in diesem Job eine reife Unternehmenskultur, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt?

Pathfinding, jungen Menschen Orientierung geben

Wir müssen aber schon in der Bildung beginnen, wo viele junge Menschen völlig orientierungslos sind. Eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung unter 1666 Schülerinnen zwischen 14 und 20 Jahren hat herausgefunden, dass nur 37% der Befragten die aktuelle Unterstützung für ihre Berufsorientierung ausreichend finden, mehr als 2/3 brauchen dringend Unterstützung. Das Ergebnis ist fatal, junge Menschen folgen in ihrer Ausbildung noch viel zu oft nicht ihren Interessen und Fähigkeiten, betreten falsche Pfade und finden sich dann frustriert in einer Tätigkeit wieder, die sie nie wollten.

Oder es wurde sträflicher Weise oft die falsche Geschichte erzählt, wie z.B. Matura und Studium müsse man machen, um „etwas zu werden“. Maturanten, die nach der Schule eine Lehre beginnen, wurden belächelt und Lehrlinge mit geringem sozialem Status bestraft.

  • Junge Menschen brauchen Unterstützung und Orientierung, gerade in einer so sensiblen Zeit der Jugend, wo es oft an kleinen Dingen wie den falschen Freunden oder Familienkrisen liegen kann, wenn Menschen falsch abbiegen. Was für eine Verantwortung, die Lehrer in diesen Jahren haben. Trotzdem hört man zu viele Lehrer jammern und sind sich ihrer besonderen Verantwortung gegenüber Schülern oft überhaupt nicht bewusst.

  • Junge Menschen brauchen professionelle Begleitung in Form z.B. von Mentoren oder Programmen wie Pathfinding, damit jungen Menschen ihren Fähigkeiten entsprechende Berufswahl erleichtert wird. Dafür müssen wir Geld in die Hand nehmen, aber nicht teure AMS Schulungsprogramme ohne Herz, sondern vom Herzen die jungen Menschen in den Mittelpunkt stellen.

Schul und Bildungssysteme transformieren

  • Noch viel dramatischer ist die Tatsache, dass ab dem Jahre 1950 zwar die Anzahl junger Menschen mit Schulausbildung zugenommen hat (1950 waren es 50 % weltweit, heute sind es über 85 %), aber das Bildungsniveau sich trotzdem nicht weiter entwickelt hat.

  • So hat die Weltbank bereits im Jahr 2019 herausgefunden, dass weniger als die Hälfte der 10 jährigen in Entwicklungsländern eine einfache Geschichte nicht lesen und verstehen können. Das hat sich durch die Pandemie dramatisch verschlimmert, nun sind es 70%. Dies wird massive Auswirkungen auf Einkommen und Wertschöpfung haben wird, das gilt für alle Bildungssystem (Quelle Economist).

  • Oft erfahren junge Menschen früh Ihr Talent z.B. im Sport oder in der Musik, wollen diesen besonderen Fähigkeiten nachgehen, was aber auf Grund der starren und anachronistischen Strukturen in Schulen nicht geht. Entweder man passt in das Schulsystem oder man wird zum Schulabbruch gezwungen - was für eine unglaubliche Verschwendung. Da sitzen oft Lehrer, die in ihrem Leben noch nie außerhalb der Schule tätig waren und entscheiden über das Schicksal junger Menschen.

  • Schule in Österreich hat sich im Kern seit 300 Jahren nicht geändert, schult am Markt vorbei, wobei Schuld und Strafe noch immer gewaltvolle Fundamente sind. Das Ergebnis sind schlecht ausgebildete Schüler, die den Personalmangel noch verstärken.

Schluss mit der Zwangsverrentung

Menschen werden heute spätestens mit 65 in Rente geschickt, auch wenn sie noch lange arbeiten können. Aber jeder, der sich mit Sozialpsychologie beschäftigt weiß, dass Arbeit einer der wichtigsten Quellen für Selbstwirksamkeit, Sinn und Potentialentfaltung ist. Und trotzdem wollen aus Frustration noch immer viele Menschen rasch in die Pension, denn “dann kann man tun, was Spaß macht” – was für eine Verblendung.

Die damit verbundene Verschwendungen an Ressourcen sind enorm, gehen uns am Ende des Tages in der Wertschöpfung ab. Aber nicht nur das, man hat auch herausgefunden, dass Menschen in Frühpension auch früher sterben, denn Menschen brauchen eine Aufgabe.

Ältere Menschen könnten noch viel bewirken, von Kinderaufsicht, Begleitungen, Kursen oder Mentorenship für junge Menschen, all das würde Sinn machen, Wertschöpfung generieren und den Personalmangen reduzieren.

Wie Künstliche Intelligenz arbeitskräftemangel reduziert

40 % aller Prozesse in vielen Organisationen und Unternehmen sind heute nach wie vor ineffizient und dadurch oft langwierig, zeitraubend und teuer. Viele Unternehmen und Behörden verschwenden heute wertvolle Zeit und Geld mit der Bearbeitung handschriftlicher Notizen, Anträge, Quittungen, Rechnungen und Auszüge. Egal ob in der Erkennung von Diagnosen in der Medizin, in der Erstellung von Verträgen oder in sonstiger anspruchsvoller Verarbeitung von Daten, Künstliche Intelligenz arbeitet meistens schneller, fehlerfreier und günstiger, das ist amtlich.

  • Trotzdem arbeiten wir oft noch bürokratisch, langsam, fehlerhaft und ineffizient, denn viele Mitarbeiter und Führungskräfte wehren sich mit viel Widerstand und verteidigen anachronistische Bürokratien. „Das brauchen wir nicht, das haben wir schon“, das zieht sich wie ein roter Faden durch Organisationen, Verwaltungseinrichtungen oder Bildungssystemen.

Digitalisierungen und Robotics erledigen viele menschliche Tätigkeiten schneller und fehlerfreier, sichern damit den Bestand des Unternehmens, was nicht unbedingt Jobs kosten muss. Denn wir brauchen Menschen nicht in automatisierten und teilweise stupiden Abläufen, sondern händeringend in Bereichen der Kreativität, in der Innovation und in Beziehungen zum Kunden. Das genau erleben wir bei unseren Zukunftsreisen in das Silicon Valley, wo neue und innovative Geschäftsmodelle, Plattformökonomie und Künstliche Intelligenz nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit sichern, sondern neue, hochqualitative Arbeitsplätze entstehen lassen.

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Wir leben in extrem herausfordernden Zeiten, neben der Technologieschübe in Künstlicher Intelligenz ist es der demograhische Wandel und Arbeitskräftemangel, der in den nächsten Jahren unseren Wohlstand und Wachstum reduzieren wird. Um dem entgegenzuwirken, müssen wir nicht nur neu und anders denken, sondern auch unser Schulsystem radikal transformieren.

Und inOrganisationen brauchen wir Führungskräfte, die MitarbeiterInnen fördern und ihre Potentiale entfalten, auch mutig Lösungen in Künstlicher Intelligenz anwenden. Das gelingt aber nur, wenn wir in Führungspositionen reife Menschen mit Klugheit, Mut und Voraussicht handeln und so Verantwortung übernehmen.

Autor: Werner Sattlegger, Founders Art of Life

Tip: Silicon Valley Lernreise, Montag, 26. Juni - 30. Juni, 2023

Lesetipps:

Werner Sattlegger: “Die Kunst reifer Führung”, 2022

Autor: Werner Sattlegger
Founder & CEO Art of Life

Experte für digitale Entwicklungsprozesse, wo er europäische mittelständische Familien- und Industrie-unternehmen von der Komfort- in die Lernzone bringt. Leidenschaftlich gerne verbindet er Menschen und Unternehmen, liebt die Unsicherheit und das Unbekannte, vor allem bewegt ihn die Lust am Gestalten und an Entwicklung.

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