Wie KI unsere Arbeit verändert
Seit über zehn Tagen bin ich nun wieder in San Francisco – Meet-ups und Demo-Days ohne Ende und nach wie vor dreht sich alles um Künstliche Intelligenz, alle Investements gehen in die neuesten KI Technologien. Gleichzeitig warnen viele vor einer möglichen „Bubble“, da sich jedes Unternehmen oder Start-up mit KI schmückt, auch wenn oft kein business case dahinter steckt.
Doch die strukturellen Veränderungen, die KI mit sich bringt, sind fundamental, das ist für mich sonnenklar, auch wenn manche Unternehmen durch KI überwertet sind.
Künstliche Intelligenz verändert unsere Arbeitswelt grundlegend und radikal, wie und warum das geschieht, möchte ich anhand des Beispiels der Softwareentwickler beschreiben.
Der Aufstieg der KI in der Softwareprogrammierung
Seit der Einführung von ChatGPT 2022 nutzen Unternehmen zunehmend generative Künstliche Intelligenz (KI), um Softwareentwicklungsprozesse zu optimieren. Studien von McKinsey zeigen, dass bereits rund 40 % der Softwareentwickler weltweit auf diese Technologien zurückgreifen, um vor allem bei wiederkehrenden Aufgaben, wie dem Codieren und Debuggen, Zeit zu sparen und ihre Produktivität zu steigern.
Diese Tools helfen, den Start von Projekten zu beschleunigen und komplexe Aufgaben effizienter zu lösen, was eine deutliche Veränderung des Arbeitsalltags für Entwickler bedeutet.
Immer wenn ich am Abend auf eine Veranstaltung gehe, es sind Inder die man hier antrifft und neuesten Technologien arbeiten. Nach demselben Maßstab wird Indien in den nächsten Jahren voraussichtlich Amerika überholen und zum weltweit größten Pool an Programmiertalenten werden.
Diese Veränderungen sind deshalb bemerkenswert, weil Softwaretalente sehr begehrt sind und die Gehälter entsprechen hoch sind. Der Medianlohn eines Entwicklers in Amerika liegt unter den oberen 5 % aller Berufe, das heißt, Programmierer verdienen mehr als Nuklearingenieure.
Softwareentwicklung hat bei all den Techkonzernen einen völlig anderen Stellenwert, der nicht nur durch den Gehalt sichtbar wird. Sie sind sozusagen das Herzstück der Unternehmens, sie generieren den höchsten Wert und die Veränderungen deren Berufsbilder ist auch diesem Grund sehr bemerkenswert.
Erhöht KI die PRODUKIVITÄT VON entwicklerN?
Als das Forschungsunternehmen Evans Data Programmierer fragte, wie viel Zeit sie durch Programmieren sparen, war die häufigste Antwort: zwischen 10 und 20 %. Bei einfachen Codierungen hilft Künstliche Intelligenz sehr, doch bei herausfordernden Tätigkeiten bleiben die Möglichkeiten nach wie vor begrenzt, was sich aber möglicherweise bald ändern wird:
Im Juni veröffentlichte das KI- Startup Anthropic sein neuestes Modell, Claude 3.5 Sonnet, das unter anderem beim Codieren besser ist als seine Vorgänger. Am 12. September brachte OpenAI seine neueste Version (o1) auf den Markt, wobei mir viele Entwickler hier sagen, dass Anthropic nun vom technologischen Anspruch Open AI überholt hat.
Was ich aber hier auch beobachte ist die höhere Produktivität in Teams, da ich immer mehr Start-ups mit weniger Entwicklern wahrnehme und die aber gleichzeitig sehr effektiv sind. Für eine kleine App war früher möglicherweise ein Team von sechs Mitarbeitern erforderlich, die an verschiedenen Teilen des Programms arbeiteten, etwa an der Benutzeroberfläche oder den grundlegenden Elementen der Software - das geht nun viel schneller und einfacher.
Technologien für ENTWICKLER
Zwei Unternehmen, Magic und Codeium , haben gerade Invesitionsrunden in der Höhe von 320 bzw. 150 Millionen US-Dollar bestätigt.
Das in San Francisco ansässige Unternehmen Magic hat KI-Modelle zum Schreiben von Software entwickelt und innerhalb von zwei Jahre über 465 Millionen US-Dollar aufgebracht.
Codeium arbeitet an einem KI-Codierungsassistenten und hat dafür eine Finanzierung für seine gerade abgeschlossene Serie C vom Hauptinvestor General Catalyst, sowie von Kleiner Perkins und Greenoaks bekommen.
Bemerkenswert ist, dass viele dieser Unternehmen schnell von einer Finanzierungsrunde zur nächsten gelangen. Magic hatte bereits im Februar eine große Finanzierungsrunde abgeschlossen. Codeiums Serie C kam nur sieben Monate nach seiner Serie B. Und Augment aus dem Silicon Valley , Entwickler einer KI-Programmierhilfe, konnte im April nur vier Monate nach seiner Serie A eine Serie B abschließen.
Hier seien noch ein paar andere Start-ups angeführt, die gerade die Branche der Softwareentwickler disruptieren
Ausblick
Die Code-Entwicklung war in der Vergangenheit ein teures, zeit- und arbeitsintensives Unterfangen, das mit einem ständigen Mangel an Talenten konfrontiert war. Das ändert sich gerade dramatisch und wird die Arbeitswelt er Programmierer nachhaltig verändern.
Das ist meiner Meinung nach auch ein Rolemodel für andere hochqualifizerte Berufe wie zum Beispiel Juristen oder Steuerberater. Die Jobs werden sich dramatisch verändern, die Wertschöpfung der Arbeit wird eine andere werden und die Kunden werden auch für etwas anderes zahlen, davon bin ich überzeugt.
Diese Entwicklungen wird nicht den Menschen ersetzen, aber der Mensch wird sich weiterentwicklen müssen und andere Skills anbieten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Welche das sind, dazu bald mehr an dieser Stelle.
Autor: Mag. Werner Sattlegger, CEO Art of Life
Quellen:
Gespräche mit Entwicklern
Experte für digitale Entwicklungsprozesse, wo er europäische mittelständische Familien- und Industrie-unternehmen von der Komfort- in die Lernzone bringt. Leidenschaftlich gerne verbindet er Menschen und Unternehmen, liebt die Unsicherheit und das Unbekannte, vor allem bewegt ihn die Lust am Gestalten und an Entwicklung.