Art of getting unstuck
Agile Workshops mit Legobausteinen, Open Spaces oder „Kulturprogramme“ haben alle eines gemeinsam, sie wollen einen innovativeren Mindset ermöglichen. „New Work“ Projekte werden geschäftig ins Leben gerufen, weil man das Gefühl hat im „stuck zu sein” (festzustecken) und den Wandel zu verschlafen.
All diese Bemühungen eint die Erfahrung, dass sie oft scheitern. Ein ganz entscheidender Faktor wird nicht berücksichtigt, den der Energie. In diesem Beitrag untersuchen wir, wie es Teamleitern und Bandleadern nicht nur dabei geht, sondern was Sie als Führungskraft auch ganz praktisch tun können.
Erfahrungen mit der Bühnenarbeit (von Oliver Welter)
Meiner Meinung nach geht es in der Zusammenarbeit mit Menschen in jeder Disziplin (der Kunst, der Wirtschaft, der Gesellschaft etc.) hauptsächlich um die gewünschte und erforderliche Energie. Nur sie und die daraus resultierende Ladung im Raum entscheiden über Erfolg oder Misserfolg einer Teamleistung.
Leider ist es nicht immer so, dass die Grundenergie auf der Bühne von der ersten Sekunde an stimmt. Sehr oft muss man sich „rein kämpfen“ in ein Konzert, in eine Theaterinszenierung etc. Oder man muss, um die für den Erfolg eines Abends ausschlaggebende Energie, also um die gemeinsame Kraft, kämpfen. Jede Grundenergie auf der Bühne geht verloren, wenn einer der Beteiligten nicht bei der Sache ist, nicht gänzlich fokussiert ist auf die gemeinsame Arbeit, oder sich nicht vollständig darauf einlassen kann.
Der Fokus und die Konzentration müssen stimmen
Wird von einem Musiker während eines Konzertes ein Solo gespielt, müssen die anderen, die jetzt „nur“ Begleiter des Solisten sind, ihre Energie und ihre Spannung
halten, damit das Konzert in dem Moment nicht in sich zerfällt. Gleiches gilt am Theater, wenn bei Monologen andere, die glauben, im Moment gar nichts zu tun zu haben, geistig „wegkippen“, ihren Fokus verlieren und dabei an etwas völlig anderes denken, als an das Geschehen auf der Bühne.
Die Regel ist also denkbar einfach: Verliert nur einer auf der Bühne seine Konzentration, seine Spannung, dann kann ein ganzes Werk wie nichts in sich zusammenbrechen! Leider sind solche Zustände auf der Bühne nicht zu kaschieren. Im Gegenteil, sie wandern eins zu eins ins Publikum.
Der Bandleader als Führungskraft
Als Bandleader auf der Bühne ist man für seine eigene Performance verantwortlich, darf dabei aber niemals die anderen aus den Augen verlieren. Dies erfordert (ich weiß das nur zu gut!), selbst in der Extase, im Flow der Dinge, allerhöchste Disziplin und ständigen Fokus auf die anderen. Wenn ich also auf der Bühne merke, dass einer der Musiker*Innen „wegdriftet“ und damit das ganze Konzert in Gefahr ist, dann muss ich die Person wieder „zurückholen“. Dies mache ich konkret, in dem ich zum Beispiel:
demjenigen in den kurzen Pausen zwischen zwei Liedern mit aufbauenden Worten helfen
ihn durch die Vorstellung seiner Person ins Zentrum rücke und er durch den Applaus des Publikums, der in dem Fall nur ihm gehört, Kraft tanken kann
die Reihenfolge der Lieder ändere, weil ich dadurch die Gesamtenergie in eine andere Richtung leiten kann oder ich entscheide mich für eine längere Pause im Konzert, in der ich eine lockere oder amüsante Geschichte der Band erzähle u.s.w.
Gruppenarbeit und Teamleitung (von Werner Sattlegger)
Ich habe in der Leitung von Gruppen oder Teams ganz ähnliche Erfahrungen gemacht. Power Points, Instrumente wie Flip Charts oder Pinnwände sind „nett“, aber es geht im Kern geht um etwas anderes. Entscheidend als Gruppenleiter ist, kann ich mit der Energie der „Runde in Resonanz“ gehen, diese fühlen und wahrnehmen.
Und kann ich im besten Fall die Energie erhöhen und so gemeinsam „Ladung“aufbauen. Dafür habe ich immer das Bild einer „Energieschale“, da ich die Energie im Team als Führungskraft halte und auflade.
Ganz persönlich baue ich Energie durch durch vertiefte Atmung, gesundes Essen, ausreichend Schlaf, viel Natur, etc. auf. Alles keine Geheimwissenschaften, ich bin davon überzeugt, jeder weiß was ihm gut tut, wenn er in sich hinein fühlt.
Meiner Erfahrung nach sind als Gruppenleiter oder Teamleiter die wichtigsten „Instrumente“:
„Präsenz“: Ich bin als Führungskraft mit der Gruppe völlig „im Hier und Jetzt,“ fühlend und wahrnehmen, schwingend in Resonanz mit den anderen. Ich bewerte und analysiere nicht dauernd, sondern achte auf meine Wahrnehmung.
„Psychologische Sicherheit“: Nicht unbedingt „Zettel picken“ oder „endlos Debatten“ in Besprechungen, sondern Einladungen für kleine „Risiken“. Vor allem zu sagen, was ich bisher nicht gewagt habe zu sagen, weil Vertrauen da ist.
„Angstfreie Räume“ : Dieses Vertrauen kann nur entstehen, wenn Mitarbeiterinnen keine Angst haben vor Zurückweisungen oder Beschämung. Das gelingt, wenn die Bewertungsinstanz von „Richtig und Falsch“ eliminiert ist.
Gerade in Zeiten von Umbrüchen oder Veränderungen machen viele Menschen oder Teams, die Erfahrung nicht weiter zu kommen. „Unstuck“ findet aber unserer Erfahrung selten auf einer intellektuellen, sondern meist auf einer energetischen Ebene statt. Das hat nichts mit Esoterik zu tun, sondern ist für jeden wahrnehmbar, der sich öffnet, fühlt und wahrnimmt. Und genau darum geht es nun in Zeiten der Veränderung.