Wie oft haben Sie sich schon „neu“ erfunden?
Große Veränderungen in der Arbeitswelt liegen in der Luft – vor allem junge Menschen spüren die ersten Auswirkungen - sie sind die „Generation Praktikum“, die ungeheure Freiräume aber auch eine Menge an Unsicherheit erleben. Aber auch unsere traditionellen Wirtschaftszweige spüren den rauhen Wind der Veränderung. Disruption (eine vollständige Verdrängung einer Technologie, eines Produktes, einer Dienstleistung) liegt in der Luft.
Im Silicon Valley arbeiten junge Start-ups mit einem für europäische Verhältnisse unvorstellbaren Kapital daran, bestehende Industrien einfach besser, günstiger und erfolgreicher zu ersetzen. Plattformen, Big Data, 3-D Drucker, Cloud und Netzwerkeffekte unterstützen ihre Bemühungen, ganze bestehende Wirtschaftszweige einfach auszulöschen.
Wenn ganze Industrien (z.B. Autoindustrie, Banken, Versicherungen, …) mit neuen Geschäftsmodellen herausgefordert werden, dann wird es immense Auswirkungen auf UnternehmerInnen und MitarbeiterInnen haben. Es werden die flexiblen und schnellen Unternehmen und MitarbeiterInnen gewinnen. Man spricht davon, dass sich jeder 5-10 mal„neu“ erfinden muss (siehe Petra Stuiber, Zukunft der Arbeit: Verwirrend viel zu tun, 8.1.2016, der Standard).
Ich habe mich bisher einmal „neu“ erfunden – von der Betriebswirtin im wissenschaftlichen und politischen Bereich zur Therapeutin. Ein kraft- und zeitintensiver Prozess, ein Weg, dem ich folgen „musste“ und noch immer folge. Ich bin schon gespannt, wie die weitere Veränderung aussehen mag. Die Beschäftigung mit dem eigenen Individuationsprozess kann vielfältig geschehen: Schreiben, Malen, Mindfulness, Gruppengespräche, Musik, Psychotherapie, Körperarbeit, Traumanalyse…
Wichtig dabei ist, sich selbst einen Freiraum zu schaffen, wo ein innerer Impuls wieder spürbar ist. Es scheint auch oft so zu sein, dass wenn die Veränderung nicht von einem selbst ausgeht, dass sie von außen kommt und einen so zur Veränderung zwingt. Ein herausfordernder und spannender Prozess, der bis zum Lebensende andauert.